IWC unfähig Wale zu schützen - ProWal setzt auf eigenes Projekt
Radolfzell – 25.06.2010 - Der faule Kompromiss ist vom Tisch. Es gibt keine weitere Legalisierung des Walfangs für die nächsten 10 Jahre und das Walfang-Moratorium von 1986 bleibt bestehen, mit all seinen Ausnahmen und Hintertürchen. Island, Norwegen und Japan werden weiterhin ihren kommerziellen und angeblich wissenschaftlichen Walfang fortsetzen und Tausende Wale töten, obwohl die Walfangländer auf einem Kühlhausberg von mehreren Tausend Tonnen Walfleisch sitzen, für die es keine Abnehmer gibt. Neue Absatzmärkte für Kosmetika, Medikamente und Mehl als Tierfutter sollen erschlossen werden.
Andreas Morlok von ProWal wird deutlich: „Die Internationale Walfangkommission ist unfähig, die Wale ausreichend zu schützen. Sie ist in vielen Teilen korrupt und ein reiner Papiertiger. Die IWC mit ihren 88 Mitgliedsstaaten ist immer noch eine Walfangkommission und sie wird auch nie eine wirkliche und schlagkräftige WalSCHUTZkommission werden, was mir durch Besuche bei drei IWC-Tagungen, bei der CITES in Genf und bei der UNO in New York klar geworden ist. Fast drei Jahre Vorbereitungen, um aus dieser unsäglichen Sackgasse des Nichthandels, in der sich Walfangbefürworter und Gegner unversöhnlich gegenüberstanden, gingen ins Land und heraus kam dabei nichts. In diesen drei Jahren starben weltweit fast eine Million Meeressäuger, wobei der Walfang nur einen kleinen Prozentsatz ausmacht. Die großen Gefahren, wie der Beifang durch die Fischereiindustrie, Verlärmung und Verschmutzung der Meere, sind der IWC zwar bekannt, aber wirkliche und umsetzbare Schutzmaßnahmen wurden keine beschlossen. Zudem kümmert man sich nur um die Großwale. Kleinwale, wie Delfine, bleiben bei der IWC außen vor, obwohl sie den gleichen Gefahren und Bedrohungen ausgesetzt sind, wie ihre großen Verwandten. In einem Jahr möchte die IWC weiterverhandeln. Zeit, welche die Wale nicht mehr haben.“
Die Delfin- und Walschutzorganisation ProWal setzt deshalb auf ein eigenes Pilot-Projekt, um den Bedrohungen gegenüber allen Meeressäugern im Atlantik zu begegnen.
Morlok: „Alle Länder können sich nicht einig werden. Nur regionale Umsetzungen von Schutzmaßnahmen von einzelnen und mehreren Ländern sind der Schlüssel zu einem ganz großen Schritt in Richtung Erhalt der Delfin- und Walarten. Alle Anrainerstaaten des Atlantiks wurden bereits informiert und eingeladen, an diesem weltweit einmaligen Projekt mitzuwirken.“
Um auf das ProWal-Projekt „Internationales marines Schutzgebiet für Meeressäugetiere und Biodiversität Atlantik“, auf das Schicksal der Delfine und Wale und die Bedrohung des ökologischen Lebensraumes Atlantik hinzuweisen, wird ProWal-Geschäftsführer Andreas Morlok, der schon durch viele abenteuerliche Aktionen zum Schutz der Wale von sich reden machte, im Winter 2011/2012 mit einem Spezialruderboot den Atlantik mit reiner Muskelkraft und unter vollständigem Verzicht auf motor- bzw. windgestützten Antrieb überqueren.
Im August werden Tierschutzaktivisten von ProWal und dem Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) die zum Königreich Dänemark gehörenden Färöer-Inseln besuchen, um gegen das grausame Massaker von Hunderten Meeressäugern zu intervenieren. Für die Walschützer sind die Färöer-Inseln das Taiji Europas, in Anlehnung an das jährliche Massenabschlachten von 20 000 Delfinen in Japan.
PRESSEMITTEILUNG der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen NR. 0738
Erleichterung über Scheitern des Walfangkompromisses
Zum Scheitern des Kompromissvorschlages zur Zukunft des Walfangs bei der diesjährigen Internationalen Walfangkonferenz (IWC) erklärt Cornelia Behm MdB:
Wir sind erleichtert, dass der IWC-Kompromiss gescheitert ist, denn er wäre ein schlechter Kompromiss gewesen. Er hätte den kommerziellen Walfang für die nächsten zehn Jahre legitimiert, ohne wesentliche Fortschritte für den Walschutz zu erreichen.
Dieser Erfolg für den Walschutz ist auch dem Einsatz mehrerer deutscher Abgeordneter zu verdanken. Nachdem erste Gespräche mit dem deutschen Verhandlungsteam die Befürchtung aufkommen ließen, Deutschland würde diesem schlechten Kompromiss zustimmen, verhandelten die zuständigen Fachpolitiker fraktionsübergreifend einen Beschlussantrag an die Bundesregierung, der diese zur Ablehnung aufforderte und Ziele für die weiteren Verhandlungen formulierte. Letztlich konnte mit der Stimme Deutschlands das Walfangmoratorium gerettet werden.
Wir fordern, dass Deutschland das Ziel der Beendigung des kommerziellen Walfangs weiter strikt verfolgt.
Büro Cornelia Behm MdB, Sprecherin für Ländliche Entwicklung und für Waldpolitik der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Platz der Republik 1, 11011 Berlin Tel. 030-227 71566, Fax 76165 www.cornelia-behm.de
Pressemitteilung des Wal- und Delfinschutz-Forum 18. Juni 2010
IWC-Tagung in Agadir/Marokko ab 21.06.2010
WDSF fordert kompromissloses internationales Verbot des Walfangs
(WDSF/Hagen-Westf.) Die deutsche Meeres-Umweltschutz-Organisation „Wal- und Delfinschutz-Forum“ (WDSF) fordert die IWC anlässlich ihrer Tagung ab 21.6. in Marokko auf, sich nicht nur wie bisher in bürokratischen Absichtserklärungen zu verlieren, sondern endlich die Fakten der tödlichen Bedrohung der Meeressäuger anzuerkennen und den Walfang generell zu verbieten.
Die BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wird das marine Ökosystem auf Jahrzehnte schädigen und auch Wale und Delfine erheblich dezimieren, so das WDSF. Die Meeressäuger seien aufgrund der bisherigen Meeresverschmutzung bereits mit Umweltgiften wie Quecksilber und PCB so stark belastet, dass ein Verzehr für den Menschen gesundheitsgefährdend sei. Die ganze Diskussion um Walfangquoten sei daher eine Farce, so der WDSF-Gründer und Geschäftsführer Jürgen Ortmüller.
Die deutsche Bundesregierung hatte Anfang des Monats einen Antrag aller Bundestagsparteien angenommen, der den Kompromissvorschlag des chilenischen IWC-Vorsitzenden ablehnt, der Walfangquoten für stark bedrohte Arten auch in Walschutzgebieten wie dem Südpolarmeer vorsieht.
Allerdings befürwortet die Bundesregierung mit anderen EU-Staaten in einem „Gemeinsamen Standpunkt“ den regulierten Walfang außerhalb von Schutzgebieten bei reduzierten Quoten. Es soll ein Handelsverbot von Walfleisch beschlossen werden. Die bisherigen Walfangarten sollen beibehalten werden, außer bei „örtlichem Verbrauch“ unter „wissenschaftlicher Beobachtung“ durch die IWC. Kleinwale wie Delfine und Grindwale, die in Japan und auf den europäischen Färöer-Inseln tausendfach gejagt werden, bleiben von einer Regulierung ausgeschlossen. Island wird durch den Kompromiss die Tür zur EU aufgehalten.
Das WDSF bemängelt, dass die deutsche Bundesregierung den Anschein erwecke, dass sie den Walschutz fördere. WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: „In seltener Einmütigkeit vermitteln die Bundestagsparteien, dass ihre gemeinsamen Beschlüsse ein Walschutz-Fortschritt sei. Das können wir nicht erkennen, da es sich nur um ein neues Regelwerk handelt. Der einzig mögliche Fortschritt wäre ein kompromissloses internationales Verbot des Walfangs und Handels für Groß- und Kleinwale. Wir stehen an der Schwelle der Ausrottung der Meeressäuger – egal ob groß oder klein. Ein beabsichtigter reglementierter Walfang für einen 10-Jahreszeitraum bedeutet den Tod von weiteren Tausenden von Walen. Die IWC kümmert nicht der Schutz der Wale aus ethischen Gründen, sondern einzig und allein aufgrund wirtschaftlicher Bejagungsmöglichkeiten. Sie ist und bleibt eine Walfang-Organisation.“—