ProWal-Aktion gegen japanische Treibjagden, Tötungen und
Folter-Abrichtungen von Delfinen für die Delfinarien-Industrie.
Unterstützung für die Fortsetzung der weltweit
einmaligen Delfin-Schutz-Aktion in Taiji/Japan, die ProWal 2014 begonnen hat.
Der japanische Fischerort Taiji ist die größte Hölle für Delfine auf Erden!
Mehr
als 27.000 Delfine wurden dort in den letzten 20 Jahren für die
Delfinarien-Industrie in Gefangenschaft genommen oder getötet!
In
2009 sorgte die oscarprämierte Dokumentation „Die Bucht/The Cove“ über
die grausamen Delfin-Tötungen und den Zusammenhängen mit der
Delfinarien-Industrie weltweit für Schlagzeilen. Die Hoffnungen vieler,
dass sich dadurch etwas in Japan verändern könnte, erfüllten sich leider
nicht.
Die Delfin-Treibjagden werden weiterhin Jahr für
Jahr fortgesetzt, denn die japanische und auch die weltweite
Delfinarien-Industrie lechzen nach weiteren Delfinen, um sie für
kommerzielle Shows, Schwimmprogramme und der nutzlosen Delfin-Therapie
zu missbrauchen.
Die Delfin-Familien werden nicht nur
wegen der Nachfrage nach lebenden Delfinen durch die weltweite
Delfinarien-Industrie und der Fleischbeschaffung bejagt, sondern auch
deshalb getötet, weil die Meeressäuger als Konkurrenz für die japanische
Fischerei-Industrie angesehen werden.
In acht
japanischen Präfekturen wurden in der Fangsaison 2012/2013 insgesamt
17.216 Delfine getötet. Die jahrelange Bejagung hat dazu geführt, dass
es im Norden Japans fast überhaupt keine küstennahen Delfin-Populationen
mehr gibt. Die Ausrottung der Delfine in japanischen Küstengewässern
ist in vollem Gange!
Am 1. September 2016 wurde in Taiji
erneut die Delfin-Fangsaison eröffnet. Hunderte Delfine sollen bis
Ende Februar 2017 für die weltweite Delfinarien-Industrie gefangen und
annähernd zweitausend Meeressäuger völlig sinnlos getötet werden.
Mit
dem Lärm einer langgestreckten Reihe von Treibjagd-Booten werden die
Delfin-Killer dann wieder versuchen, die Delfine in eine flache Bucht zu
treiben, die sie dann mit Netzen verriegeln. Besonders schöne und
unverletzte Tiere werden aussortiert, denn sie sind eine begehrte Beute
für den Verkauf an Delfinarien in aller Welt. Dann beginnt auch erneut
das Abschlachten der völlig wehrlosen Tiere.
106 Delfinarien haben bereits wildgefangene Delfine aus Taiji
erworben, hauptsächlich die etwa 50 japanischen Delfinarien. Verkauft
wurden die Meeressäuger auch ins Ausland, vorwiegend nach China, aber
auch nach Korea, Taiwan, Philippinen, Russland, Georgien, Ukraine,
Saudi-Arabien, Arabische Emirate, Iran, Ägypten, Tunesien und in die
Türkei.
1979 wurden drei Delfine aus Japan in das
Delfinarium in den Neunkircher Zoo nach Deutschland gebracht. Sie wurden
damals für jeweils 60.000 Mark inklusive Transport gekauft. Ein Delfin
starb. Der Verbleib der beiden anderen Tiere ist bis heute unklar, da
die deutschen und auch jedes europäische Delfinarium eine DNA-Analyse
seiner Delfine verweigert.
Treibjagdsaison 2015/2016
09.03.16 - Taiji/Japan - Treibjagdsaison 2015/2016 (Drive
Hunt) offiziell beendet – Erneut rückläufige Fangzahlen – Niedrigste Fangzahl
seit Jahren - Delfinarien-Industrie hat ein Nachschubproblem – Weitere
Aktionen
Von sieben verschiedenen Delfin-Arten, die in Taiji in der Treibjagdsaison
2015/2016 bejagt werden durften, wurden von vier Arten Tiere getötet
(Rundkopf-Delfine (245), Große Tümmler (66), Grindwale (51) und Streifen-Delfine
(290). Insgesamt: 652 Tiere
Von vier Arten (Große Tümmler (98), Grindwal (1), Weißseiten-Delfine (4) und
Rundkopf-Delfine (8) wurden Tiere in Gefangenschaft genommen.
Die Fangzahl in der Saison 2015/2016 von 763 Tieren war die geringste seit
Beginn der Aufzeichnungen von Ceta-Base im Jahr 2010!
Zum ersten Mal seit den Ceta-Base-Aufzeichungen wurden in dieser Saison
keine Schlank-Delfine (Pantropical Spotted Dolphins) gefangen! Fangquote: 400
Tiere!
Von den für die Delfinarien wertvollen Weißseiten-Delfinen(Pacific
White-sided Dolphins) wurden vier Tiere gefangen. Fangquote: 134 Tiere.
Schon vor dem Start der Fangsaison (2015/2016) lagen in Taiji von Seiten der
weltweiten Delfinarien-Industrie Bestellungen von 155 Großen Tümmlern vor.
Jedoch wurden lediglich 98 Delfine dieser Art während der sechsmonatigen Saison
gefangen. Dies hat natürlich auch zur Folge, dass die Preise steigen!
Laut Statistikzahlen des japanischen Finanzministeriums wurden abgerichtete
Delfine für etwa 36.750 € pro Tier an einen der größten Abnehmer für
wildgefangene Delfine nach China verkauft (November 2015).
In 2013 mussten die chinesischen Delfinarien-Betreiber noch etwa 31.200 €
für einen abgerichteten Delfin bezahlen!
41.600 € bezahlte im September 2015 ein Delfinarium in Südkorea für einen
abgerichteten Delfin.
Im Januar 2016 zogen die Preise weiter an. Zwei Pilotwale und 14 Große
Tümmler wurden für 809.047 € nach Russland verkauft.
Seltene Exemplare, wie der Albino Große Tümmler „Angel“, deren Marktwert auf
500.000 bis zu einer Million Dollar geschätzt wurden, scheinen unverkäuflich zu
sein. Sie und andere Meeressäuger mit Gen-Defekten befinden sich nach unseren
Recherchen vor Ort weiterhin im Wal-Museum in Taiji.
Die Delfinhändler werden sich etwas einfallen lassen müssen, wie sie die
große Nachfrage der weltweiten Delfinarien-Industrie in Zukunft decken wollen!
Schon während der Treibjagd-Saison 2014/2015 wurden gerade einmal 41 Große
Tümmler in Taiji gefangen.
Wie gereizt die Stimmung ist, sieht man am Beispiel von Ric O`Barry, der
dieses Jahr bei der Einreise nach Japan verhaftet, über Wochen eingesperrt und
mit einem fünfjährigen Einreiseverbot belegt, wieder ausgewiesen wurde. Schon
in 2015 wurden bereits mehreren Tierschutzaktivisten von Organisationen und
auch Privatpersonen, hauptsächlich aus den USA, die Einreise nach Japan mit der
lapidaren Begründung („Sie seien keine Touristen“) verweigert.
Wir werden unsere in 2010 begonnenen Recherchen in Japan und auch unsere in
2014 begonnenen Undercover-Aktionen zur Vergrämung der Delfine und Wale vor der
Küste Taijis auch in Zukunft fortsetzen!
Damit sich auch langfristig etwas ändern kann, ist es notwendig, dass alle
Delfinarien geschlossen werden müssen!
Laut einer Umfrage der Elsa Nature Conservancy von 2013 leben etwa 600
Delfine in 54 Marine-Parks in Japan. Die japanischen Delfinarien sind damit
weiterhin der größte Abnehmer von wildgefangenen Delfinen aus Taiji.
Der Anfang ist gemacht!
Wir haben Ende 2015 in einem Delfinarium in Tokyo recherchiert
und auch diese Online-Aktion ins Leben gerufen, an der sich jeder beteiligen
kann.
ProWal-Online-Aktion zur Schließung des Delfinariums im Epson Aquapark Shinagawa in Tokyo/Japan
Nicht nur die Delfinarien in Japan oder die Anlagen, welche Delfine
außerhalb Japans kaufen, müssen geschlossen werden, sondern auch die
Delfinarien in der EU!
Wir
waren bereits mehrmals in Taiji. In 2010 verschafften wir uns selbst
einen Eindruck vor Ort. Wir konnten damals bei diesen erbarmungslosen
Massakern an wehrlosen Delfinen nur zusehen und diese dokumentieren. Es
war unerträglich, gerade dass wir nichts dagegen unternehmen konnten,
belastete doch sehr.
Wir wollten mehr, als die grausamen
Geschehnisse dokumentieren, die ja bereits weltweit bekannt waren. Wir
wollten den Delfinen direkt helfen und etwas Aktives unternehmen und
hatten auch eine Idee dazu, wie wir das bewerkstelligen könnten.
Schon
seit einigen Jahren setzen wir zum Schutz von Delfinen,
Hafensschweinswalen und Grindwale sehr erfolgreich sogenannte Pinger
ein.
Pinger sind elektronisch betriebene Akustikgeräte, die heutzutage in der weltweiten Fischerei-Industrie eingesetzt werden, um ungewollte Beifänge von Delfinen und kleinen Walen zu verhindern.
Mithilfe dieser Pinger werden beifanggefährdete Delfinarten akustisch gewarnt, um sie von den Fischernetzen fernzuhalten.
Mit dem Einsatz solcher Vergrämer-Geräte gelang es uns, ein Massensterben von verirrten Delfinen und Hafenschweinswalen in dem Fluss Bug in der Ukraine zu stoppen.
Das Problem aller Pinger-Typen ist, dass sie nicht alle Delfinarten gleich ansprechen, was mit den unterschiedlichen Hörvermögen der Meeressäuger zu tun hat.
Die meisten Arten nehmen sie wahr, wenige Arten, wie z.B. die Rundkopf-Delfine, leider nicht. Der Grund dafür ist, dass manche Arten nicht als beifanggefährdet angesehen werden und deshalb bei der Entwicklung dieser Vergrämertechnik keine Berücksichtigung fanden.
Die Pinger können jedoch zur Vertreibung der meisten der sieben Arten, die in Taiji bejagt werden, vor der Küste zum Einsatz kommen und das Meer beschallen.
Wir sehen den Einsatz von Pinger als einzige Möglichkeit, um kurzfristig die Fangzahlen reduzieren zu können.
Anfang 2014 reisten wir erneut nach Taiji, um Möglichkeiten auszuloten, ob und wo wir diese Pinger vor dem Küstenbereich platzieren können und fanden diese auch.
Der Einsatz dieser Geräte ist in Japan legal und sie werden auch dort von Fischern eingesetzt, die verhindern wollen, dass ungewollte Beifänge von Delfinen ihre Netze zerstören. Wir wollen versuchen Fischer zu finden, die in dieser Region solche Geräte an ihre Netze anbringen.
Im Herbst 2014 reiste ein ProWal-Team mit der ersten Serie von Pingern im Gepäck nach Taiji und platzierte diese dort erfolgreich.
Das Ergebnis unserer Vergrämeraktionen kann sich sehen lassen!
Auch wenn die Pinger leider nicht alle Delfin-Arten gleichermaßen ansprachen, so konnte dennoch ein Rückgang der Tötungen und der Fänge von Delfinen festgestellt und erreicht werden!
Auffallend war auch, dass sich die Delfine oftmals nicht mehr so küstennah aufhielten, wie das noch früher der Fall war, was wir der Platzierung unserer Pinger zuschreiben.
Dadurch hatten die Delfine auch deutlich bessere Chancen, der Treibjagd-Flotte zu entkommen! Immer wieder versuchten die Delfinkiller über mehrere Stunden die Delfingruppen zusammenzuhalten und sie in Richtung Küste zur Schlachtbucht zu treiben, was ihnen öfters nicht gelang. Die Delfine konnten oftmals ihren Häschern entkommen!
15.01.2017
Taiji – Ein Höllenort für Delfine ohne ersichtlichen Wandel
– Strategiewechsel erforderlich!
Seit 2010 besuchte ich den Fischerort Taiji in Japan nun das
vierte Mal, um mir auch ein persönliches Bild von der Situation vor Ort und dem
Werdegang zu verschaffen. Addiert werden diese Besuche noch von Teams, welche
für meine Organisation ProWal in und um Taiji Undercover-Aktionen zum Schutz
der Delfine durchführten und ebenfalls Erfahrungen sammelten.
Warum es nun an der Zeit ist, über einen Strategiewechsel
nachzudenken, darauf komme ich gleich zurück. Zuvor möchte ich noch schildern,
wie ich überhaupt auf diesen Höllenort für Delfine, auf Taiji an der
japanischen Pazifikküste gelegen, überhaupt aufmerksam wurde.
In 2008 lud Jürgen Ortmüller vom WDSF, den ich bei der
IWC-Tagung 2003 in Berlin kennenlernte, den ehemaligen Delfintrainer und
Tierschutzaktivisten Ric O`Barry zu einer gemeinsamen Demonstration nach Berlin
ein, bei der wir am Brandenburger Tor und vor dem Reichstagsgebäude ein Gesetz
für ein ausnahmsloses Importverbot für Delfine nach Deutschland von der
damaligen Bundesregierung forderten. Damals waren in Deutschland noch vier
Delfinarien in Betrieb. Die Delfinarien im Heide Park in Soltau und im
Allwetterzoo in Münster wurden durch langjährige Interventionen durch ProWal
und dem WDSF geschlossen. Das damals geforderte Importverbot wurde jedoch nicht
beschlossen, obwohl es durchaus Politiker und auch Parteien gab, welche unsere
Forderung unterstützten. Parteiübergreifend fand sich für ein solches Gesetz
bis heute keine Mehrheit, obwohl es immer wieder von einzelnen Parteien,
zuletzt von Bündnis 90/Die Grünen im Oktober 2016, gefordert wurde.
Bei der damaligen Demo in 2008 zeigte mir Ric O`Barry auf
seinem Laptop Filmszenen, welche die grausamen Delfinjagden in Taiji
dokumentierten. Es waren Ausschnitte, die für die mittlerweile weltbekannte
Dokumentation „The Cove - Die Bucht“ vorgesehen waren.
Ich konnte damals gar nicht glauben, zu was Menschen
überhaupt fähig waren! Dass die Delfine in Delfinarien nicht vom Himmel in
Betonbecken reinfielen, war mir ja klar, aber dass Menschen so brutal und so
erbarmungslos mit unseren Mitgeschöpfen umgingen, das raubte mir damals alle
Sinne.
Mit Jürgen Ortmüller reiste ich in 2009 zum Film-Festival
nach Hamburg und traf dort erneut Ric. Damals wurde bei diesem Event die
Dokumentation „The Cove - Die Bucht“ vorgestellt, welche reihenweise Preise
abräumte und gar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Obwohl dieser Film
bereits eine Freigabe ab sechs Jahren erhielt und die schlimmsten Szenen,
gerade über den langen Todeskampf und den Schlachtungen der Delfine in Taiji
nicht ausführlich gezeigt wurden, wurde mir deutlich vor Augen geführt, dass
dies alles eine bittere Realität war. Mich ließen diese Bilder nie mehr los und
ich wollte viel mehr über die Hintergründe und Zusammenhänge erfahren, um auch
zu erkennen, was man dagegen unternehmen kann.
Meine erste Reise führte mich dann bereits im Jahr 2010 nach
Taiji. In den Jahren darauf und nun zuletzt in den ersten zwei Januar-Wochen
2017 bereiste ich erneut Japan und immer stand auch ein Besuch in Taiji an.
Deshalb erlaube ich mir, meine persönlichen Eindrücke über den Werdegang in
diesem kleinen Fischerort in den letzten Jahren zu beschreiben. Manche
Aktivisten befanden sich gar mehrere Monate an diesem Ort und diese haben
sicherlich ihre ganz eigenen Eindrücke und Erfahrungen gesammelt. Ich möchte
nun von meinen berichten und werde hier keine Analyse über die Fänge von den
sieben Arten aufstellen, die in Taiji bejagt werden „dürfen“, sondern auf das
Drumherum eingehen.
In 2010 waren neben einigen Privatpersonen mehrere
Tierschutz-/Umweltschutz-Gruppen vor Ort, die mit einer relativ hohen Anzahl an
Personen auftraten, welche die Delfinfänge und auch das Morden der Meeressäuger
dokumentierten. Meistens waren es Aktivisten aus dem Ausland, aber es gab
durchaus auch Japaner, die sich als Privatpersonen in Taiji aufhielten, welche
auch diese Treibjagden verurteilten. Damals stellte ich auch noch eine tolle
Zusammenarbeit zwischen allen Organisationen und Privatpersonen fest. Man half
und unterstützte sich gegenseitig, ging gemeinsam zum Essen und tauschte
Informationen aus. Damals war ich noch voller Hoffnung, dass sich durch die
Präsenz von Privatpersonen und Organisationen aus dem In- und Ausland etwas
bewirken lässt. In aller Ausführlichkeit konnten die Delfintreibjagden mit all
ihren Abscheulichkeiten dokumentiert werden. Medien rund um die Welt
veröffentlichten Berichte und auch in Japan selbst wurden über diese Massaker
an wehrlosen Tieren berichtet.
Weil das Internet in Japan nicht zensiert ist und jeder auf
alle Berichte zugreifen kann, ist es ein Fehlglaube und eben auch ein Märchen
anzunehmen, dass die japanische Bevölkerung rein gar nichts über die Vorgänge
in Taiji weiß. Die Präfektur Wakayama gilt in Japan zwar als Provinz, aber sie
ist, gerade in der Region um Taiji, wegen ihrer schönen Landschaft, dem höchsten
Wasserfall Japans, vielen Bademöglichkeiten im Sommer und auch wegen der
kulinarischen Küche bei Japanern ein beliebtes Reise- und Urlaubsziel. Kaum ein
Tourist wird die Fülle von angebotenem Delfin- und auch Walfleisch, welches
hauptsächlich in Geschäften und Restaurants in der Region angeboten werden,
übersehen. Ob das Walfleisch aus eigenen Fängen oder aus Finnwal-Importen von
der Firma Hvlur aus Island stammt, war nicht feststellbar. Der Preis für ein
Kilogramm betrug jetzt im Januar 40 – 60 €.
Zudem finden alljährlich in acht Präfekturen Japans
Delfintötungen statt, die den Japanern sicherlich auch nicht unbekannt
geblieben sein dürften. Bis zum Jahr 2003 wurden in dem Ort Futo, ebenso wie in
Taiji, die Delfine an der Küste abgeschlachtet. Die anderen Delfintötungen, bei
denen die meisten Tiere umgebracht werden, finden auf dem offenen Meer vor der
japanischen Küste statt und haben bisher leider so gut wie überhaupt keine
Aufmerksamkeit erfahren! Ich frage mich schon länger, warum eigentlich nicht?
Warum ist der Fokus rein nur auf Taiji ausgerichtet?
Grundsätzlich habe ich vor jeder Person, die nach Taiji
reist, unabhängig davon, ob diese eine Privatperson ist oder einer Organisation
angehört, absoluten Respekt. All diese Menschen, welche ihre Freizeit oder
ihren Urlaub dafür verwenden, dort zu sein, wo für mich der schlimmste Ort für
Delfine auf diesem Planeten ist, sind etwas Besonderes! Sie nehmen meistens
nicht nur eine lange Reise auf sich, bezahlen ihre Kosten für Kost und Logis
meist aus ihren eigenen Geldbeuteln, sondern sie riskieren auch ihr eigenes
Seelenheil. Ich sah schon viele Menschen, darunter auch gestandene Männer, die
während den Schlachtungen weinten. Menschen aus verschiedenen Ländern dieser
Erde teilten sich die gleichen schrecklichen Erfahrungen und sie lagen sich
gegenseitig tröstend in den Armen, wohlwissend, dass sie dazu verdammt waren,
nichts gegen diese Abartigkeit in diesen Momenten unternehmen zu können. Alle,
welche das freiwillig auf sich nahmen, sind für mich großartige Menschen, die
einen Ort besuchten, wo es scheinbar keine Menschlichkeit mehr gibt. Ich
wünsche mir so sehr, dass alle dieser wunderbaren Menschen diese Eindrücke
verkraften konnten und keiner mit anschließenden psychologischen Problemen zu
kämpfen hatte!
Die Geräusche des Hämmerns auf Metallstangen, wenn die
Delfinkiller auf ihren Booten die Delfine vor sich hertrieben, die
Motorengeräusche der kleinen Boote, wenn sie andauernd vor- und zurückfuhren,
um die Delfine in Der Bucht in Schach zu halten und dabei auch noch
rücksichtslos über die Tiere hinweg zufahren und die gesehenen Bilder von
orientierungslosen Delfin-Babys, die neben ihren toten Müttern im blutroten
Wasser am Ende des Massakers ertränkt wurden und auch der Anblick von toten
Delfinen, die noch vor der Schlachtung an Stress gestorben waren, werden mich
und sicherlich vielen, die das auch erlebt haben, wohl bis an das Ende meiner
und deren Tage begleiten.
Vieles hat sich im Laufe der Jahre in Taiji zum Negativen
für die Aktivisten verändert, aber die Delfinfänge gehen ungehindert weiter.
Ich stelle mir schon länger die Frage, ob die hier angewandten Strategien
wirklich eines Tages zur Beendigung der Delfintreibjagden beitragen? Ich habe
Bedenken und auch große Skepsis, denn mittlerweile bin ich davon überzeugt,
dass es an der Zeit ist, dass zumindest vorübergehend andere und auch neue Wege
gegangen werden müssen!
Silvester bei der Immigrationsbehörde
Bei meinem jetzigen Besuch im Januar 2017 in Japan wurde ich
von der Immigrationsbehörde am Flughafen in Osaka fünf Stunden lang befragt,
was meine Beweggründe für meinen Besuch in Japan seien. Ich durfte letztendlich
in das Land nur unter der Bedingung einreisen, wenn ich per Eid und das auch
schriftlich versicherte, dass ich die japanischen Gesetze befolgen und die
Fischer und die Polizei bei ihrer Arbeit nicht stören würde. Ich erhielt auch
nicht, wie bisher, einen Aufenthaltsstatus von 90 Tagen in meinen Reisepass
geklebt, sondern musste Japan nach 15 Tagen wieder verlassen! Eine Begründung
für diese Auflagen wurde mir nicht genannt. Das ist skandalös, denn noch nie
habe ich persönlich gegen japanische Gesetze verstoßen. Man ist wohl schon
verdächtig, wenn man öfters in Japan einreist! Es gibt viele Aktivisten,
welchen bereits die Einreise nach Japan schon völlig untersagt wurde. Dies
alles schließe ich auf den Wandel in Taiji zurück, welcher sich in den letzten
Jahren dort vollzog.
In 2010 konnte man sich in Taiji noch relativ frei bewegen.
Natürlich gab es damals auch schon Polizeikräfte vor Ort, aber nicht in solch
einer Größenordnung wie es heute der Fall ist. Mächtig wurde aufgerüstet.
Direkt an der Straße zur BUCHT gab es damals noch keine zusätzliche
Polizeistation. Es gab nur einen Parkplatz, der heute völlig gesperrt ist. Ein
stark motorisiertes Schlauch-Boot der Küstenwache, welches im Hafen von Taiji
stationiert ist und jedes Mal bei einer erfolgreichen Treibjagd die
Schlachtbucht absichert, gab es vor Jahren auch noch nicht. In 2015 war gar ein
ein großes Schiff der Küstenwache vor Ort, welches Kanonen an Bord hatte.
Chaoten aus Deutschland demolierten in Taiji einmal ein
Denkmal und sorgten für viel Wirbel mit der Folge, dass Laptops und Handys
beschlagnahmt wurden.
In Taiji macht heutzutage keiner einen Schritt mehr, ohne dass
die Polizei einen begleitet oder gar verfolgt. Gleich drei Autos, darunter auch
Zivilfahrzeuge, verfolgten mich, als ich am Wal-Museum vorbeiging, welches etwa
500 Meter von der Schlachtbucht entfernt liegt. Ich wollte in einem Shop ein
Ticket für eine kurze Bootsfahrt kaufen, um in einem Nachbarort in mein Hotel
zurückzukehren. Zwei Polizisten begleiteten mich bis an die Türe des Ladens und
ich bedankte mich bei ihnen für ihre „Fürsorglichkeit“ und dass ich die Türe
nun selbst finden würde. Natürlich folgten noch Fragen, wo ich seit dem Morgen
war, was ich jetzt und morgen tun würde, etc.
Eine gewisse Polizeipräsenz finde ich zum Selbstschutz ja in
Ordnung, denn es gibt auch einige Chaoten, wie die Nationalisten, die den
Aktivisten dort gerne auch eine Lektion auf ihre Art erteilen würden. Aber der
Aufwand und auch die Repressalien dort sind wohl kaum noch zu toppen. Ich
selbst habe mitbekommen, wie jetzt ein deutsches Pärchen Taiji bereiste und
diese von der Polizei über den Grund ihres Daseins befragt wurde.
Nicht nur, dass ihr Auto von oben bis unten und ihr
mitgeführtes Gepäck akribisch durchsucht wurde, nein, ihnen wurden gar die
Abdrücke von ihren Händen und allen Fingern abgenommen und es gipfelte darin,
dass sie gar ihre Schuhe bei der Polizeiwache ausziehen mussten, von denen dann
auch Abdrücke der Sohlen gemacht wurden! Mir wurde diese Prozedur auch
„angeboten“, die ich aber bestimmt und höflich ablehnte, was akzeptiert wurde!
Diese Kontrollen hatten wohl auch den Hintergrund, dass die
Polizei auf der Suche nach einer oder mehreren Personen waren, die angeblich
ein Loch in ein Netz von einem Sea Pen des DolphinBase geschnitten hätten,
durch das angeblich Delfine entkommen seien. Ich halte das persönlich für Unfug
und für eine Erfindung des DolphinBase, welches einer der drei dortigen
Delfinhändler ist, um das Leben der Aktivisten dort noch mehr zu erschweren. In
2014 dokumentierte ich, wie genau an diesem Ort sich mehrere Delfine außerhalb
des Seegeheges aufhielten. Sie sprangen wohl über die Absperrungen und
schwammen aber nie weit davon entfernt, obwohl sich das offene Meer nicht weit
davon befindet. Die Abrichter des DolphinBase wissen zu genau, dass die
sozialen Tiere ihre Artgenossen nicht zurücklassen würden und sahen das dort
damals ziemlich gelassen, da sie diese Vorgänge wohl schon länger kannten. Über
eine Schleuse, die mit ein paar Handgriffen geöffnet werden kann, schwammen die
Delfine wieder in ihr Gefängnis zurück. Nur ein Idiot, der keine Ahnung von
Delfinen hat, würde ein Loch, welches sehr klein ausfallen würde, in ein Netz
dort rein schneiden. Delfine haben Angst davor, weil sie eben nur vorwärts
schwimmen können, enge Passagen zu durchschwimmen.
In den letzten Jahren und insbesondere dieses Jahr konnte
ich immer mehr Einschränkungen feststellen. Wege, die bisher offen waren,
wurden wohl aus vorgeschobenen Gründen gesperrt. Auf einen Aussichtshügel, um
die Delfintreibjagden beobachten zu können, kam ich dieses Mal erst gar nicht,
weil der Zugang mit einem Baustellenschild versperrt war. Bauarbeiter oder
Baufahrzeuge sah ich jedoch dort keine.
Eine echte Zusammenarbeit zwischen den Organisationen konnte
ich in den letzten Jahren leider nicht mehr feststellen. Man kocht halt gerne
seine eigene Suppe.
Die „Tradition“ wird verborgen, was zu ungenauen Zahlen
führt.
Eine Bestimmung der Arten, welche in Die Bucht getrieben
werden, ist noch möglich. Auch die Anzahl der in Gefangenschaft genommenen
Tiere ist noch überprüfbar, aber die Anzahl der getöteten Meeressäuger basieren
wohl auf Schätzungen. Erstens fand die Schlachtung von zum Beispiel 30 – 35
Streifen-Delfinen am 5. Januar d. J. innerhalb von wenigen Minuten statt, was
ich vom Strand von Der Bucht aus, als Einziger (andere Aktivisten befanden sich
auf dem Tsunami-Hill) neben zwei Personen von der Küstenwache auf einem Boot
und vier weiteren an Land, selbst dokumentiert habe und zweitens ist Aufgrund
von aufgehängten Planen in der Schlachtbucht und beim Schlachthaus im Hafen von
Taiji ein Zählen nicht mehr möglich. Die Schlachtbarkasse ist seit Jahren nicht
mehr im Einsatz und auf den kleinen Transportbooten liegen Planen über den
Tieren.
Deutlich wird dies auch bei den Statistikzahlen von
CetaBase. Dort werden immer öfters gerade Zahlen wie 20, 30 oder 50 genannt.
Genaue Zahlen sind also nicht mehr feststellbar.
Damit sich etwas überhaupt ändern kann, braucht es
Veränderung!
Dies sind alles Resultate jahrelanger Dokumentationen, die
vor Ort durchgeführt wurden. Nichts ist dafür einfacher geworden, im Gegenteil,
alles hat sich erschwert. Die Anzahl der Aktivisten vor Ort hat in den letzten
Jahren rapide abgenommen, was eigentlich sehr begrüßenswert ist. Um nach wie
vor in Taiji zu recherchieren und zu dokumentieren reichen meines Erachtens
auch insgesamt zwei Personen aus.
Die Jahre der Aufklärung über die grausamen
Delfintreibjagden und deren Hintergründe in der westlichen Welt sind vorbei!
Diejenigen, die es noch erreichen könnte, haben wohl etwas Kenntnis davon, aber
sie ignorieren es eben und besuchen weiterhin Delfinarien, deren Anzahl im
Westen schon seit Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist.
Delfinarien im Osten und in Asien, welche Delfine aus Taiji
kaufen, vermehren sich hingegen. China erlebt gerade einen Boom und ein Ende ist
nicht absehbar. Mehr als drei Dutzend Delfinarien gibt es dort und ein weiteres
Dutzend ist in Planung oder schon im Bau. Die Nachfrage nach weiteren Delfinen
ist gigantisch und Taiji alleine kann diese Nachfrage wohl kaum noch decken.
Pläne, um Hunderte Delfine im Jahr vor der Küste Namibias fangen zu dürfen,
wurden vorerst auf Eis gelegt, was nichts zu bedeuten hat. Eine Aufklärung über
die Hintergründe der Delfinarien findet in China kaum statt, obwohl es die Doku
„Die Bucht“ auch in chinesischer Sprache gibt. Dort hinkt man wohl noch 20
Jahre in diesem Bereich hinterher.
Ich bin der Meinung, dass wenigstens für eine gewisse Zeit
alle Privatpersonen und Organisationen aus dem Ausland Taiji nicht mehr
betreten sollten, um die Situation dort nicht noch weiter zu verschlimmern. Es
würde völlig ausreichen, dass nur noch zwei Wege gesperrt werden, um überhaupt
nichts mehr dokumentieren zu können (den Weg auf den Tsunami-Hill und der
Zugang zur Bucht selbst). Das Dokumentieren könnten zwei Aktivisten aus Japan
selbst übernehmen, die das erstens genauso gut und zweitens auch viel günstiger
machen könnten. Es gäbe keinen Unterschied. Auf Live-Streams könnte gar
verzichtet werden, denn wer schaut sich diese Massaker denn noch regelmäßig an?
Der Vorteil von einem Engagement Einheimischer wäre auch,
dass das gesammelte Wissen, die Erkenntnisse und die Erfahrungen von
Aktivisten, nicht mehr überwiegend ins Ausland mehr mitgenommen werden, sondern
dann im Land selbst bleiben würde und darauf aufgebaut werden könnte.
Die Hauptabnehmer für Delfine aus Taiji sind die Delfinarien
in Japan selbst. Gegen diese Einrichtungen wird kaum etwas unternommen. Es
müsste von japanischen Aktivisten eine Webseite mit allen Delfinarien, die es
in Japan gibt, erstellt und dort auch recherchiert werden. Dabei könnten
Aktivisten aus dem Ausland behilflich sein. Ich selbst war vor ein paar Tagen
in einem Delfinarium in Tokio, in dem ich schon vor einem Jahr recherchierte
und danach eine Online-Aktion ins Leben rief. Die Show war langweilig und kurz.
Nur etwa 100 Besucher sahen sich die 15-minütige Show an - vor einem Jahr waren
es noch etwa 1.000!
Auf die Informationen einer solchen Webseite könnten alle
Japaner zugreifen, was für sie auch vertrauenswürdiger wäre, wenn diese von
Landsleuten stammen würde.
Zudem fehlt bis heute eine gewisse Kontinuität zu
Kontaktpersonen. Dazu wären Einheimische ideal. Bisher sind ja andauernd andere
Personen dort, die nie länger als drei Monate dort bleiben dürfen und das Land
dann wieder verlassen müssen. Über die vielen Jahre hinweg traf ich keinen
einzigen Aktivisten, der sich dort regelmäßig aufgehalten hat.
Wichtig wäre auch, dass die einheimischen Aktivisten auch
finanziell unterstützt werden, damit sie viel mehr Spielräume erhalten.
Beispielsweise könnten sie dann auch Rechtsanwälte
engagieren, welche unter anderem auch die Rechtsfragen bearbeiten und abklären
könnten, ob eventuell Verstöße gegen japanische oder gar internationale
Gesetze, Regelungen und Rechte vorliegen.
Klären könnten diese dann zum Beispiel folgendes, um Ansätze
zu finden, die Treibjagden zu beenden:
Warum gibt es in Japan in 8 Präfekturen nur noch
Offshore-Delfinjagden und warum ist es gerade noch in Taiji erlaubt?
Wie und warum wurden in Futo die Küsten-Delfintreibjagden beendet?
Waren sie illegal oder welche Gründe gab es sonst noch?
Verstoßen die Treibjagden gegen japanische Gesetze?
Wie sind
diese geregelt?
Verstoßen die Fänge gegen japanische Gesetze?
Wie ist der Status der Naturschutzgebiete? Dürfen dort
überhaupt Treibjagden, Fänge und Tötungen stattfinden?
Sind die angewendeten Tötungsmethoden legal?
Verstoßen die Abrichtungsmethoden gegen japanische Gesetze?
Ist der Handel legal?
Wer erstellt die Fangquoten aufgrund welcher Basis und
werden die Fangzahlen korrekt wiedergegeben?
Welche Konsequenzen sind bei Überschreitungen einzelner
Quoten möglich?
Früher waren die Treibjagdboote meistens noch gut von der
Küste aus zu sehen. Heute verschwinden sie oftmals am Horizont. Alle Boote
haben eine Kennzeichnung und sie könnten wohl per Satellit geortet werden.
Werden Delfine in japanischen oder auch in internationalen
Gewässern gefangen? Welche Regelungen gibt es hierbei jeweils?
Solche Dinge könnten japanische Aktivisten gar noch viel
besser vorantreiben, als welche, die aus dem Ausland stammen.
In der Nähe von Taiji gibt es in einem Nachbarort ein
Unternehmen, welches von März bis Anfang September Whale-Watching-Touren
anbietet.
Ob es Sinn macht, diese als Alternative zu einem
Delfinarien-Besuch zu bewerben, um auch die Japaner für freilebende Delfine und
Wale zu sensibilisieren, können meines Erachtens auch nur einheimische
Aktivisten beurteilen. Ich hätte dabei durchaus Zweifel, wie man am Beispiel in
Island sehen kann. Die Nachfrage von Touristen nach Walfleisch, die gar zuvor
an einer Whale-Watching-Tour teilgenommen haben, ist enorm. Der Zwergwalfang
wäre ansonsten dort schon längst vorbei!
Die Zeit drängt!
Ich bin davon überzeugt, dass es viele Vorteile hätte, wenn
japanische Aktivisten zumindest für eine gewisse Zeit das Ruder in Taiji
übernehmen würden. Möglicherweise entsteht im Laufe der Zeit aus wenigen
Aktivisten eine ganze Bewegung in Japan, die schlagkräftig genug wäre, um den
Delfinfang in Taiji endgültig zu beenden. Sie sollten diese Chance erhalten,
denn die Zeit für die Delfine läuft ab!
Die Fortsetzung von Protesten, Demonstrationen,
Beschwerdebriefen an die Botschaften und Regierung, ja auch Boykottaufrufe, usw.
macht natürlich Sinn, weil diese eben auch die japanischen Verantwortlichen
erreichen!