Kann uns "LITTLE BOY" dabei helfen, einen Hundemarkt in China zu schließen?
Im Juni 2017 besuchten wir mit unserer chinesischen Partner-Organisation Bo Ai einen Markt in der Millionen-Metropole Chengdu. Wir wollten dort Tiernahrung, Kratzbäume und Spielsachen für unsere aus einem Schlachthaus geretteten 13 Katzen besorgen. Auf diesem Markt wurden auch lebende Hunde, zumeist Welpen und Rassehunde, zum Verkauf angeboten.
Wir waren relativ spät dort und die Geschäfte schlossen. Unter einem abgestellten Auto winselte es und als wir nachschauten, saß dort ein kleiner Welpe. Der Hund war etwa drei Monate alt und war völlig verängstigt. Keiner der umliegenden Händler schien sich um den kleinen Knirps verantwortlich zu zeigen und niemand kümmerte sich um ihn. Alle schlossen ihre Geschäfte und wir waren nun mit dem kleinen Hund allein. Uns war schnell klar, warum sich jeder von diesem kleinen Zwerg abwandte. Er musste wohl krank sein und wurde von irgendeinem skrupellosen Händler einfach aus seinem Geschäft auf die Straße gebracht und seinem Schicksal überlassen.
Da unsere geretteten Katzen erst in der Nacht am Flughafen in Chengdu ankamen, nutzten wir die Zeit und fuhren mit dem kleinen Hund zu einem Tierarzt. Bei einer intensiven Untersuchung kam schnell Panik in der Praxis auf. Alle Türen zu anderen Räumen wurden geschlossen. Weitere Untersuchungen standen an und das Ergebnis war niederschmetternd. Der Knirps hatte einen gefährlichen Virus, der hochansteckend für andere Hunde sei. Die meisten Hunde würden daran sterben. Der Tierarzt machte uns keine großen Hoffnungen. Wir gaben uns natürlich nicht geschlagen, denn wenn er nur eine kleine Chance haben sollte, dann wollten wir diese für ihn auch nutzen. Der Tierarzt gab dem Knirps, denn wir "LITTLE BOY" nannten, noch ein paar Spritzen und wir nahmen ihn in einer Katzentransportbox wieder mit. Dabei einen Zettel mit etwa zehn Medikamenten, welche der Hund in den nächsten Tagen bekommen sollte. Da der Virus nicht auf Katzen oder Menschen übertragbar ist, konnten wir ihn ohne Risiko mitnehmen. Zuerst zum Flughafen, um unsere Katzen abzuholen und dann auf die Fahrt in das 300 Kilometer entfernte Tierheim von Bo Ai in Guangyuan.
In dem Tierheim waren mehrere Tierärzte, welche schon seit geraumer Zeit Hunde kastriert hatten und die sich auch gleich dem Kleinen annahmen. Die Tierheimleitern nahm "LITTLE BOY" zu sich nach Hause, um kein Risiko für die etwa 900 anderen untergebrachten Hunde im Tierheim einzugehen.
Wir fanden den Umgang der Tierhändler auf diesem Markt ungeheuerlich. Wie Müll entsorgten diese einfach lebende Tiere. Zusammen mit zwei Tierärzten und der Tierheimleiterin fuhren wir wenige Tage später zurück nach Chengdu und erstatteten Anzeige bei der Polizei. Für mich als Ausländer war das ein gewisses Risiko, was ich aber nicht scheute. Wie mir ein Tierarzt mitteilte, ist der Virus zwar hochansteckend für Hunde, aber bis auf Panda-Bären, auf keine andere Tierart übertragbar und damit gefährlich. Chinesen und Panda-Bären, eine Geschichte für sich, die wir aber nutzen wollten.
In Chengdu gibt es eine Aufzucht-Station für Pandas und da die Chinesen sicher kein Risiko für diese Tiere eingehen, wäre es ja die Chance, dass der Verkauf von Hunden auf diesem Markt verboten werden könnte. Wir schrieben zusätzlich noch den Bürgermeister und das Veterinäramt an und forderten diese auf, den Hundeverkauf in der Stadt zu verbieten. Ergebnis bisher noch keines. Wir bleiben natürlich dran, denn eventuell ist das dann die Chance, auch andere Hundemärkte zu schließen!
Tiermarkt in Chengdu
Links im Bild hängen zwei geschlachtete Hühner
Keiner zeigte sich für den kleinen Knirps verantwortlich
Beim Tierarzt
Anzeige bei der Polizei
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Die Tierärzte kämpften und kümmerten sich Tag und Nacht um den kleinen
Knirps und schafften das fast Unmögliche und retteten sein Leben!
"LITTLE BOY" bekam einen chinesischen Namen und heißt jetzt "Xiao Nanhai".
Er hat schön an Gewicht zugelegt und soll ganz frech geworden sein.