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Wal- und Delphinmassaker vor dem Internationalen Gerichtshof für Tierrechte

Öffentlicher Prozess gegen die Wal- und Delphinmassaker in Japan, Norwegen, Island, Grönland und auf den Färöer Inseln.


http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100217_OTS0008/medien-einladung-oeffentlicher-prozess-gegen-die-wal-und-delphinmassaker-in-japan-norwegen-island-groenland-und-auf-den-faeroeer-inseln-vor-dem-internationalen-gerichtshof-fuer-tierr/channel/politik


22.02.10 - Tierschützer prangen in Genf Wal- und Delphin-Massaker an -

Mehr als 50 NGOs und weitere Experten aus vielen Ländern haben an diesem Prozess als Ankläger und als Beobachter teilgenommen.


Nachdenklich machte auch Anton Rotzetter (Kapuziner), Freiburg/Schweiz

„Menschen und Tieren willst Du ein Gehilfe sein“


Meditation vor dem Internationalen Gerichtshof für Tierrechte (Genf, 22. Februar 2010)


1. „Menschen und Tieren willst Du ein Gehilfe sein“ – dies ist ein Refrain aus dem heutigen Katholischen Kirchengesang der deutschsprachigen Schweiz (Nr. 571). Er ist ein wörtliches Zitat aus Psalm 36. Der entsprechende Vers 7f lautet nach der neuen Übersetzung der Zürcher Bibel: „Deine Gerechtigkeit ist wie die Gottesberge, deine Gerichte sind wie die grosse Flut. Menschen und Tieren hilfst du, HERR. Wie kostbar ist deine Güte“.

Was hier gesagt wird, ist recht eigentlich eine Provokation! Wohl verstanden: Im Vollzug des Gottesdienstes wird ein Zusammenhang hergestellt, der für das Anliegen des Internationalen Gerichtshofs für die Rechte der Tiere von Bedeutung ist:

Da ist einerseits Gott: seine Gerechtigkeit, sein Gericht –; und Gottes Gerechtigkeit und Gericht ist – das ist zu beachten! – identisch mit seiner kostbaren Güte und seiner effektiven Hilfe.Da sind anderseits einander an die Seite gestellt: Menschen und Tiere, welche Gottes Hilfe und Güte und also Gerechtigkeit und Gericht zu ihren Gunsten erfahren.

Ich glaube nicht, dass unsere Kirchen eine solche Provokation überhaupt empfinden. Wissen sie nicht, was sie sagen und besingen? Ist alles nur leeres Gerede? Müsste ein solcher Vers, ehrlich und bewusst vollzogen, nicht geradewegs zu einer führenden und animierenden Rolle im Tierschutz führen? Müssten die Kirchen nicht an der vordersten Front stehen, wenn es um die rechtliche Durchsetzung von Tierrechten geht?

Man könnte natürlich entgegnen: das ist ein einzelner Vers, der im umfassenden Buch der Bibel untergeht. Ich würde sagen: nein! das ist der Grundtenor der Bibel: der Begriff „Fleisch“, der in der Bibel so häufig gebraucht wird, um die irdische Bedingung des Lebens zu bezeichnen, umfasst sowohl den Menschen als auch das Tier. Auch leben Mensch und Tier von der gleichen verlebendigenden Kraft Gottes („Ruach“).

Darum heisst es im Buch Kohelet (3,19): „Das Geschick der Menschen gleicht dem Geschick der Tiere, es trifft sie dasselbe Geschick. Jene müssen sterben wie diese, beide haben denselben Lebensgeist, und nichts hat der Mensch dem Tier voraus, denn nichtig und flüchtig sind sie alle.“ Und Paulus wird im sogenannten Neuen Testamen die gemeinsame Tendenz menschlicher und tierischer Existenz nach oben wenden: alles, auch die Tiere werden zusammen mit den Menschen hineingehoben in die Lebensfülle Gottes“ (Röm 8).

Mensch und Tier gehören zusammen – so steht es in den Grunddokumenten, auf die sich die Kirchen beziehen.

2. Ich möchte ein zweites hinzufügen: die Bibel lebt von der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben von Tier und Mensch in der Zukunft. Es gibt dazu grossartige prophetische Texte, welche die erhoffte Harmonie zwischen Wolf und Lamm, Bär und Kuh, Kind und Schlange als faszinierende Verheissung beschreiben. Es soll einmal eine Welt entstehen, in der es keine Gewalt und kein Blutvergiessen, keinen Schmerz und kein Übel mehr geben wird. Deshalb ist die vegetarische Lebensweise ein wesentlicher Grundzug des sogenannten Paradieses, des grossen Weltprojektes, das Gott dem Menschen vorsetzt. Und von Jesus heisst es, dass er, nachdem er seine Berufung als gewaltloser Realisator der genannten Hoffnung erkannt hat, in der Wüste ebenso mit wilden Tieren wie mit den Engeln des Himmels zusammenlebte (Mk 1,13). Daher gibt es unzählige Geschichten von Heiligen, in denen sich die grundsätzliche Versöhnung des Menschen mit Gott in einem friedlichen versöhnten Umgang mit wilden Tieren spiegelt: Hieronymus und der Löwe, Franziskus und der Wolf. Ich könnte lange solche Geschichten erzählen. Dieser friedvolle Umgang ist recht eigentlich ein Topos der christlichen Hagiographie.

Andererseits ist sich die Bibel natürlich auch bewusst, dass wir in der realen Welt leben, in einer Welt, in der es sehr wohl Gewalt und Blutvergiessen gibt. Dennoch grenzt sie den Fleischkonsum durch rituelle und kultische Gesetze sehr stark ein. Das Tier steht nicht einfach zum beliebigen Gebrauch durch den Menschen zur Verfügung. Tiere geniessen den Schutz Gottes. Mensch und Tier sind gemeinsam Bundespartner Gottes.

Die totale Verkommerzialisierung des Lebens, insbesondere des Tieres widerspricht also dem Grundanliegen der Bibel.

3. Diese Aussagen entstammen der jüdisch-christlichen Tradition, der ich angehöre. Ähnliche Gedanken könnten auch aus anderen religiösen Traditionen angeführt werden, besonders aus den hinduistischen und buddhistischen.

Solche Auffassungen aus den religiösen Traditionen sind auch deshalb wichtig, weil der beste Tierschutz in einer radikalen Umkehr der Mentalität des Menschen besteht. So lange der Mensch sich vorwiegend als Konsument definiert, wird er unfähig sein, die eigenständige Würde des Tieres zu erkennen.

Darum muss es Institutionen geben wie diesen Gerichtshof, um das Recht des Tieres zur Geltung zu bringen.















Franz Weber verliest die Anklagepunkte




Massaker an Delfinen in Japan








Ric O`Barry berichtet über den für den Oscar nominierten Kinofilm "Die Bucht", den Zusammenhängen der Delfinschlachtungen in Japan und der weltweiten Delfinarien-Industrie.





Grausamer Walfang











Massenschlachtungen von Delfinen und Walen auf den Färöer-Inseln











Die Jury verliest das Urteil




URTEIL WAL- UND DELPHINMASSAKER

vom 22. Februar 2010 in der Strafsache der 
Wal- und Delphinmassaker in Japan, Norwegen, Island, Grönland und an den Färöer Inseln

gerichtet an

die Vertreter der Fischereiministerien der inkriminierten Länder :
Hirotaka Akamatsu, Japan
Lisbeth Berg-Hansen, Norwegen
Jón Bjarnason, Island
Ane Hansen, Grönland
Jacob Vestergaard, Färöer-Inseln

Das Gericht stellt fest

Weite Teile der Weltmeere, deren Reichtum noch bis vor kurzem für unerschöpflich gehalten wurden, sind heute leer gefischt, und trotz dem weltweiten Walfangmoratorium der Internationalen Walfang-Kommission (IWC), das seit 1986 in Kraft ist, werden Verfolgung und Vernichtung der letzten grossen Meeressäuger – Wale und Delphine – systematisch und mit äusserster Grausamkeit fortgesetzt. Jährlich werden über 2000 Grosswale gejagt und zusätzlich Zehntausende Kleinwale und Delphine getötet. Die Jagd auf Gross- und Kleinwale ist an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten. Da Wale kaum natürliche Feinde haben, ist ihr Nervensystem nicht darauf eingerichtet, auf einen Angriff mit Schock oder Bewusstlosigkeit zu reagieren. Sie erleben deshalb ihre Tötung bewusst bis zum letzten Atemzug. Delphine werden zu Tausenden brutal eingefangen und gequält, unter anderem um die immer zahlreicher werdenden Delphinarien zu bestocken.

Die meisten Länder dieser Erde haben nie Walfang betrieben oder halten das Walfangmoratorium von 1986 der Internationale Walfangkommission ein. Einzig  Japan, Norwegen, Island und Grönland betreiben ungeachtet des Moratoriums aktiven Grosswalfang. Die Japaner und die Färöer-Inseln betreiben zudem intensive Jagd auf Delphine.

Sowohl Delphine als auch Wale werden in den Weltmeeren von zahllosen weiteren Gefahren bedroht und dezimiert, sei es durch Schwermetalle und andere Schadstoffe, sei es durch die Überfischung der Meere: einerseits wird ihnen die Nahrung vom Menschen weggefischt, andererseits werden sie zu Tausenden Opfer von Fischernetzen. Zunehmend verlieren Delphine und Wale ihren Orientierungssinn und stranden. Wissenschafter vermuten, dass sie aufgrund des künstlichen Lärms in den Meeren in Verwirrung geraten oder infolge physiologischer Schäden durch die Verschmutzung krank und orientierungslos werden.

Grosswale sind selten geworden und haben immer grössere Schwierigkeiten, einen Geschlechtspartner für ihre Fortpflanzung zu finden. Sie sind im Aussterben begriffen. Das gleiche Schicksal droht den Delphinen. Und zu allen übrigen Bedrohungen gesellt sich die Klimaerwärmung, die für Wale und Delphine verheerende Folgen haben wird.

SCHULDSPRUCH

Nach ordnungsgemässer Vorladung der Angeklagten, Anhörung der Anträge des Staatsanwalts und Anhörung des Plädoyers des Pflichtverteidigers hat der aus einer siebenköpfigen Jury und drei Richtern zusammensetzte Internationale Gerichtshof für Tierrechte auf Grund der heutigen Anhörungen, der Zeugenaussagen und der beigebrachten Beweise den Anträgen der Kläger stattgegeben und

die Angeklagten wegen folgender Vergehen für schuldig erklärt:

-    Verletzung internationaler Gesetze

-    wegen Beihilfe und Anstiftung zu Massakern von Walen und Delphinen

-    wegen Plünderung natürlicher Lebensräume, die der ganzen Welt gehören

-    Hauptverantwortung und Beihilfe zu Tierquälerei und Vernichtung von jährlich Zehntausenden von Walen und Delphinen

-    Misshandlung von Tieren, die zu den weltweit geschützten Wildtierarten gehören

-    Verstoss gegen das Vorsichtsgebot im Rahmen der Erhaltung des marinen Lebens

-    vorsätzliche Gefährdung der marinen Ökosysteme, die durch menschliche Aktivitäten bereits bereits stark geschwächt sind

-    wegen vorsätzlicher Gefährdung des Lebens Dritter durch Verbreitung von Lebensmitteln aus mit Giftstoffen durchsetztem Wal- und Delphinfleisch, ohne die Öffentlichkeit über die damit verbundenen Risiken zu informieren


Ausserdem

-    ruft der Gerichtshof die Internationale Walfangkommission (IWC) dazu auf, das geltende Moratorium für grosse Wale auf alle Walarten (Delphine, Tümmler und Schwertwale) auszuweiten.

-    Der Gerichtshof fordert alle Küstenstaaten auf, ihre exklusive Wirtschaftszone (bis zu 200 Seemeilen) zur Schutzzone zu erklären und die Jagd und das Einfangen aller Walarten (Wale, Delphine, Tümmler, Schwertwale) zu untersagen.

-    Der Gerichtshof fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf, eine Empfehlung auszugeben, die zum Ziel hat, die Vermarktung sämtlicher für den Verbrauch bestimmten Walprodukte

-    (als Lebensmittel und für andere Zwecke) zu untersagen, sowie die Staatengemeinschaft und die Öffentlichkeit über die gesundheitlichen Gefahren, die von diesen Produkten ausgehen, offiziell in Kenntnis zu setzen.

-        Der Gerichtshof appelliert an alle Staaten, Australien in seiner Klage gegen Japan, das mit seinen Walfangexpeditionen in den internationalen Gewässern der Antarktis internationales Recht flagrant verletzt, vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu unterstützen.

Das vollständige Urteil wird dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag und den für schuldig erkannten Parteien zugestellt. Ebenso wird es dem Präsidenten des Europaparlaments, dem Präsidenten des Europarats, dem Vorsitz des Ministerrats der EU, dem Präsidenten der Europäischen Kommission, dem Europarat, der UNO, der UNESCO, der WHO und der Internationalen Walfangkommission übermittelt.

Genf, 22. Februar 2010

DER INTERNATIONALE GERICHTSHOF FÜR TIERRECHTE

•    Internationales Übereinkommen zur Regelung des Walfangs von Washington vom 2. Dezember 1946, ergänzt durch das Protokoll vom 19.11.1956
•    Übereinkommen über die biologische Vielfalt von Rio vom 05.06.1992
•    Washingtoner Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen vom 03.03.1973.
•    Bonner Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten vom 23.06.1979
•    Berner Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihre natürlichen Lebensräume vom 19.09.1979.
•    Washingtoner Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen vom 03.03.1973.



Freie Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum Meer




Die Massenschlachtungen von Delfinen in Japan wären wirtschaftlich unlukrativ, gäbe es keine Nachfrage mehr von der weltweiten Delfinarien-Industrie, die bis zu 150 000 US-Dollar für einen Delfin bezahlt.


Weitere Infos unter: Delfinfang Taiji/Japan


Die Botschaft ist klar: "Kauft keine Eintrittskarten mehr für Delfinarien!"


Ric O`Barry unterstützt schon seit einigen Jahren die WDSF- und ProWal-Kampagnen zur Schließung der Delfinarien in Deutschland und Europa.





Links: Ric O`Barry - rechts: Andreas Morlok (ProWal)