30.11.16 - Warum werden
eigentlich immer noch Große Tümmler in Delfinarien in der EU gezüchtet? Es gibt
einen Hauptgrund!
Von den ehemals etwa 90
Delfinarien in West-Europa existieren mittlerweile noch 30 Anlagen, in denen
Delfine für überwiegend kommerzielle Interessen gehalten und ausgebeutet
werden. Allesamt befinden sich diese in der EU.
Delfine sind für die
europäische Delfinarien-Industrie immer noch sehr wertvoll. Das wird an dem
Beispiel des Delfins „Blue“ deutlich, der in 2014 für 366.000 € von dem
italienischen Delfinarium in Rimini an das Delfinarium in Riccione verkauft
wurde. Soviel auch zur Behauptung mancher Delfinarien-Betreiber, dass Delfine
in der EU nicht verkauft würden!
Weil keine weiteren
Wildfänge für kommerzielle Zwecke mehr in die EU kommen dürfen, ist für die
Delfinarien-Industrie jeder einzelne Delfin sehr wichtig, denn sie sind alle
ein Beitrag für einen gewissen Genpool, den diese Industrie braucht, um noch
weiter züchten zu können. Ein schwindender Genpool macht die Zucht schwieriger,
denn Inzucht wollen auch die Betreiber vermeiden. Aber dies ist nicht der
alleinige Grund, warum überhaupt noch an der Zucht festgehalten wird.
Seit beinahe 50 Jahren
Zuchtbemühungen und Delfinhaltung gibt es Große Tümmler in West-Europas Delfinarien
nur in 2. Generation. Bei solch einer Reproduktionsrate in der freien Wildbahn
wären die Delfine sicherlich schon längst ausgestorben! Insgesamt kann man
damit die Nachzucht von Großen Tümmlern in West-Europas Delfinarien als
gescheitert erklären und entgegen dieser Tatsache wird immer noch weiter
gezüchtet. Doch warum noch?
Das von der
Delfinarien-Industrie immer wieder propagierte Argument, der „Artenschutz und
die Arterhaltung“ sei der Hauptgrund für die Fortsetzung der Zucht, ist
schlichtweg vorgeschoben und falsch, denn noch nie wurde von den Delfinarien in
West-Europa auch nur ein Delfin im Meer ausgewildert!
Es muss also noch einen
weiteren Grund geben, warum entgegen jeglicher Vernunft und auf Teufel komm
raus, in Delfinarien die Zucht fortgesetzt wird!
Im Rahmen der
ProWal/WDSF-Aktion „EU-Dolphinarium free“ recherchierten wir dieses Jahr in
vielen Delfinarien und stellten fest, dass alle Anlagen übervoll mit Delfinen
sind.
In Malaga z.B. wurden
neben dem abgeschobenen Delfin „Rocco“ aus Nürnberg drei weitere Delfine in
einem Nebenbecken für etwa drei Monate eingesperrt, weil im Hauptbecken direkt
nebenan Baumaßnahmen durchgeführt werden mussten. Nur für ein paar Delfine aus
Malaga wurde ein Platz im Zoo in Madrid gefunden, wo diese vorrübergehend
untergebracht werden konnten. In Madrid mussten sich dann 11 Delfine über
mehrere Monate ein einziges Becken teilen! In allen Delfinarien, in
denen wir dieses Jahr recherchierten, war die Situation nicht anders und die
Platzverhältnisse für die Tiere mehr als eingeschränkt. Selbst das
ASPRO-Delfinarium im holländischen Harderwijk, welches als größtes Delfinarium
Europas gilt, gibt sich allergrößte Mühe, seine Bestände an Großen Tümmlern aus
Platz- und Versorgungsgründen zu reduzieren. Von 38 gezählten Großen Tümmlern
Anfang des Jahres wurden sieben von ihnen in anderen ASPRO-Delfinarien in
Spanien untergebracht.
Das Delfinarium in Malaga
gilt als Abstellgleis für ungewollte männliche Delfine, die nicht in das
Zuchtprogramm des von allen Delfinarien-Betreibern initiierte „Europäische
Erhaltungszuchtprogramm für Große Tümmler“ (EEP) passen.
Wir erinnern an das große
Geschrei von Delfinarien-Befürwortern, nachdem SeaWorld in den USA dieses Jahr
bekannt gab, dass die Zucht von Orcas eingestellt wird. Zur Begründung dieser
Ablehnung wurde von Seiten der ProCaps angeführt, dass die Orcas dann separiert
werden müssten und mit Anti-Baby-Medikamenten vollgestopft würden, die nach
langer Verabreichung schadhaft für die Tiere wären. Die Verweigerung von
natürlichen Verhaltensweisen, wie die sexuellen Bedürfnisse der Delfine, wäre
zudem reine Tierquälerei, womit wir mal mit den Delfinarien-Befürwortern einer
Meinung sind!
Aber genau solche Gruppen
von nur männlichen Delfinen gab und gibt es auch in der EU, wie gerade in
Malaga und schon früher in dem in 2013 geschlossenen deutschen Delfinarium in
Münster, in dem nur männliche Tiere in Gefangenschaft gehalten wurden.
Vonseiten der Delfinarien-Industrie wird es billigend in Kauf genommen, dass
dies nun auch in dem erst in diesem Jahr gebauten Delfinarium im Rancho Texas
Park auf der kanarischen Insel Lanzarote stattfindet, in dem am letzten
Wochenende zwei männliche Delfine aus Duisburg und zwei männliche Delfine aus
Nürnberg gebracht wurden.
Die Fortsetzung der Zucht
ist für die Gemeinschaft der zusammengeschlossenen Delfinarien also von außen
her betrachtet nicht nötig und sie ist auch sinnlos und mit Sicherheit auch
nicht tiergerecht. Und warum an der Zucht dennoch festgehalten wird, auch wenn
noch so viele Babys und Jungdelfine bei den Zuchtversuchen sterben, hat einen
weiteren und viel wichtigeren Grund, wobei die Interessen der Gemeinschaft dabei
schon aufhören!
Jedes Delfinarium
verfolgt ganz eigene Interessen! Die Delfine, welche in
einem Delfinarium geboren werden, bleiben im Eigentum dieses Delfinariums!
Werden sie im Rahmen des EEP an andere Delfinarien abgegeben, dann sind diese
Tiere nur verliehen und nicht verschenkt! Falls ein Delfinarium einmal über
viele Jahre keine Zuchterfolge vorweisen kann und Tiere sterben, so hat diese
Anlage das Recht darauf, „seine Delfine“ wieder zurückzuholen, um seinen
eigenen Betrieb aufrecht erhalten zu können!
Nicht ein ausreichender Genpool
oder das vorgeschobene Argument der Arterhaltung sind die wahren Gründe für die
Fortsetzung der Delfinzucht, sondern ganz eigene Interessen jedes einzelnen
Delfinariums sind es, welche versuchen den eigenen Fortbestand mit dem Anlegen
von eigenen Delfine-Beständen zu sichern, um damit auch weiterhin
wirtschaftliche Interessen verfolgen zu können!
Die Interessen und
Bedürfnisse der Tiere spielen hierbei eine untergeordnete Rolle!
Andreas Morlok
CEO ProWal
Aus
Tierschutzgründen - Wenn keine Recherche-Arbeit betrieben wird, um
mit der Zielsetzung ein Delfinarium zu schließen, dann machen Sie
bitte einen großen Bogen um solche Tiergefängnisse!