13.06.13 - Tiergarten Nürnberg trennt eine der beiden Delfingruppen und schafft zusätzliche Probleme!
Gestern ereignete sich ein weiteres trauriges Kapitel bei der schon seit Jahren umstrittenen Delfin-Haltung im Nürnberger Delfinarium.
Die beiden männlichen Delfine „Arnie“ und „Joker“, die der Nürnberger Zoo nach der Schließung des Delfinariums im Heide-Park in Soltau im Jahr 2008 übernahm, wurden getrennt.
Beide Delfine wurden in Soltau geboren und waren ihr ganzes Leben lang zusammen.
Nun wurde „Joker“ für Zuchtbemühungen in ein holländisches Delfinarium nach Harderwijk verbracht. Im Gegenzug kamen zwei weitere Delfin-Bullen nach Nürnberg.
„Arnie“ und „Joker“ bildeten bisher eine eigenständige Delfingruppe. Da „Joker“ nun weg ist und es in Deutschland verboten ist, einen Delfin allein zu halten, muss „Arnie“ nun in die Gruppe von „Moby“ mit vier weiteren Delfinen integriert werden. Da der über 50 Jahre alte „Moby“ der Platzhirsch in dieser Gruppe ist und er nicht duldet, dass weitere Delfin-Bullen in seiner Gruppe sind, wird es, wie schon in der Vergangenheit, zu Reibereien kommen. Dem alten Delfin wird nun zusätzlich zugemutet, dass er sich jetzt auch noch gegenüber zwei jungen Delfinbullen „Rocco“ (8 Jahre alt) und „Kai“ (3 Jahre alt) behaupten muss. Rangkämpfe sind da jetzt schon vorprogrammiert!
Zudem wurde auch die Delfin-Dame „Sunny“ in Soltau geboren. Hier bahnen sich nun Inzuchtprobleme mit der Zusammenführung von „Arnie“ an.
Warum die beiden Delfine „Arnie“ und „Joker“ nicht zusammen nach Holland umgesiedelt wurden, ist verwerflich. Unverantwortlich ist es hingegen, dass sich „Moby“ nun mit drei zusätzlichen Delfin-Bullen auseinanderzusetzen hat!
Es ist absehbar, dass sich alle acht Delfine niemals untereinander vertragen werden und eine gemeinsame harmonische Gruppe bilden. Die Tiere wird man erneut separieren müssen, was bedeutet, dass man auch die zweite Gruppe um „Moby“ auflösen muss. Die „Delfin-Lagune“ ist mit ihren verschiedenen Becken, die mit Schiebern abgeriegelt werden, genau darauf ausgerichtet. Trennung dieser sozialen Tiere, um nur ein Ziel zu verfolgen: Zuchterfolg!
Vor zwei Jahren wurde die sogenannte „Delfin-Lagune“, die ja nur zusätzliche Außenbecken zum alten Delfinarium bietet, für bisher 31 Millionen € gebaut - In der Hoffnung, die schon seit 15 Jahren erfolglose Delfin-Zucht wiederbeleben zu können. Ohne Rücksicht auf vorhandene und neue Sozialstrukturen soll dieses Ziel verfolgt werden. Die Verantwortlichen sind zum Erfolg verdammt. Ein Irrweg, den sie sich selbst geschaffen haben.
Aus Tierschutzgründen ruft ProWal zum Besucher-Boykott aller Einrichtungen auf, in denen Delfine in Gefangenschaft gehalten werden!
Bisheriger Delfin-Bestand im Zoo Nürnberg:
Moby (M), Großer Tümmler - Wildfang Geboren ca. 1960, Küstengewässer Florida Am 09.07.1971 an den Zoo Duisburg Seit 07.08.1971 in Nürnberg Vater von Nemo, Nando, Noah, Naomi
Anke (F), Großer Tümmler - Wildfang Geboren ca. 1983, Florida Am 18.01.1985 nach Gulfport Am 16.07.1987 nach Münster Seit 28.12.1990 in Nürnberg Am 28.09.2008 ins Delfinarium Harderwijk nach Holland gebracht! Am 18.03.2012 nach zwei Totgeburten nach Nürnberg zurückgebracht.
Jenny (F), Großer Tümmler - Wildfang Geboren ca. 1987, Kubanische Küste Im Februar 1990 in die Schweiz, Connyland Seit 11.03.1991 in Nürnberg
Noah (M), Großer Tümmler - Nachzucht Geboren am 16.11.1993 in Nürnberg Eltern Eva/Moby
Sunny (F), Großer Tümmler - Nachzucht Geboren am 16.05.1999 in Soltau Seit 11.09.2005 in Nürnberg Eltern Daisy/Fritz
Joker (M) - Großer Tümmler - (Nachzucht) kam im November 2008 aus Soltau
Arnie (M) - Großer Tümmler - (Nachzucht) kam im November 2008 aus Soltau
Der Betreiber des Delfinariums im Heidepark in Soltau, Merlin-Entertainments, gab bekannt, dass die Anlage noch in diesem Jahr geschlossen wird.
Begründung: Das Unternehmen vertritt weiterhin den Standpunkt, dass derartige Einrichtungen den Tieren keinesfalls gerecht werden. Meeressäuger und Walartige sind in Gefangenschaft nicht artgerecht zu halten.
November 2008 - Arnie und Joker werden vom Delfinarium aus dem Heide-Park in Soltau ins Nürnberger Delfinarium gebracht, weil die Anlage dort geschlossen und abgerissen wurde.
Kontrovers: Delfinhaltung zwischen 30 Grad Hitze und völliger Vereinsamung
(Nürnberg/Hagen/Radolfzell) Delfinschützer der Meeresschutz-Organisationen ProWal und Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) ermittelten heute Mittag im offenen Steinbruch-Delfinarium des Tiergarten Nürnberg Hitzetemperaturen von knapp 30 Grad Celsius während der Delfin-Show direkt an der Wasseroberfläche. Erlaubt ist die Haltung von Delfinen nach den Rechtsgrundlagen aber nur bei bis zu 24 Grad, so die Tierschützer. Weiterhin deckten sie jetzt auf, dass seit fast drei Jahren zwei Große Tümmler aus dem geschlossenen Vergnügungspark-Delfinarium des Heideparks Soltau in einem Nebenbecken der alten Delfinhalle des Tiergartens ohne Tageslichtdach gehalten würden.
Für bedenklich halten WDSF und ProWal die Teilnahme an den Shows durch die zwei nierenkranken Delfine Jenny und Moby, denen täglich jeweils drei Liter Wasser über eine Magensonde zugeführt werden muss. „Bei der Sommerhitze kann sich solch eine Nierenerkrankung mit intensiver Bewegung tödlich auswirken“, sagt Jürgen Ortmüller vom WDSF.
Andreas Morlok von ProWal ist erschüttert: „Eine ehemalige Mitarbeiterin des Tiergartens bestätigte uns jetzt mit Fotomaterial, dass die beiden Delfine „Arni“ und „Joker“ in einem dunklen Mini-Pool im Nürnberger Delfinarium seit drei Jahren vor sich hinvegetieren. Das sind die einsamsten Delfine in Deutschland. Es gab keine Umsetzung, die beiden Delfine in die Gruppe der vier anderen Tiere zu integrieren. Das ist skandalös und gegen die Rechtsgrundlagen. Mit Bildung, Wissenschaft und Arterhaltung hat diese Tierquälerei überhaupt nichts zu tun. Das separate Minibecken in der alten Delfinhalle verfügt nicht über einen vollflächiges sonnendurchlässiges Dach. Die Showeinlagen im alten Delfinarium und ein paar Gummiringe und Bälle waren die einzige Abwechslung für diese sehr bewegungsfreudigen Tiere. Die neue Delfin-Lagune dürfen die beiden Tiere nicht mitbenutzen, da offenbar Rangkämpfe unter den männlichen Tieren befürchten werden. Weder in Duisburg noch in Münster werden Delfine so separiert und abgeschottet gehalten, wie in Nürnberg. So etwas kenne ich nicht einmal von den katastrophalen Zuständen in türkischen Delfinarien.“
Der ehemalige Besitzer der beiden Delfine im Heidepark Soltau war das englische Konsortium Merlin-Entertainment (u.a. Lego-Land, SeaLife-Center). Nach Boykott-Aufrufen durch WDSF und ProWal teilte das Unternehmen den beiden Tierschutz-Organisationen mit: „Das Unternehmen vertritt den Standpunkt, dass derartige Einrichtungen den Tieren keinesfalls gerecht werden. Meeressäuger und Walartige sind in Gefangenschaft nicht artgerecht zu halten.“ Das Delfinarium in Soltau wurde daraufhin abgerissen, ein Delfine eingeschläfert und zwei der Tiere nach Nürnberg transferiert.
Jürgen Ortmüller vom WDSF hatte schon vor drei Jahren gegen den Umzug der Delfine von Soltau nach Nürnberg protestiert: „Uns hatte man versprochen, dass die Tiere den bestmöglichen Platz bekommen würden. Den Umzug in die neue Baustelle „Delfin-Lagune“ war die schlechteste Lösung. Merlin-Entertainment hat uns bis heute hingehalten. Das Schicksal ihrer Delfine „Arnie“ und „Joker“ ist dem Eigentümer genauso egal, wie die damals gemachte Aussage, dass solche Tiere in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können.“
Erst vor ein paar Tagen gab es einen Zwischenfall in der neuen Delfin-Lagune. Ein Zoomitarbeiter wurde von einem Delfin mit der Schwanzflosse am Kopf getroffen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Ob es ein Unfall oder eine absichtliche Attacke des Tieres war, ist unklar.
Andreas Morlok, ProWal: „Alle Nürnberger Delfine befanden sich seit ihrem Fang, bzw. ihrer Geburt in hermetisch abgeriegelten Delfinhallen mit künstlich aufbereitetem Salz- und Chlorwasser. Seit Jahrzehnten wussten die Meeressäuger nicht, was Sonne oder frische Luft ist. Der Übergangsschock muss groß sein und führt ganz offensichtlich zu Irritationsverhalten, das sie selbst und die Pfleger gefährdet."
"Bei den Delfinen gibt es viel Unruhe. Das ist das Risiko eines jeden Tierpflegers", sagte Tiergarten-Direktor Dag Encke nach dem Unfall. WDSF-Chef Ortmüller: „Und nächstes Jahr ist es dann das Risiko der kranken und behinderten Kinder, die an der angebotenen Delfintherapie teilnehmen sollen.“
Die beiden Meeresschutz-Organisationen fordern die Beendigung aller Delfinarien und Nachzuchten, da sie diese als gescheitert und als Auslaufmodell betrachten. Wegen der vermuteten Rechtsverstöße haben sie sich an das Umweltamt in Nürnberg gewandt.
Die Fotos wurden von einer ehemaligen Mitarbeiterin ProWal/WDSF zur Verfügung gestellt.
Die Aufnahmen wurden im Winter 2009/2010 gemacht.
Altes Delfinarium I
Altes Delfinarium II
Arnie und Joker
Altes Delfinarium I
Altes Delfinarium II
Rundbecken Altes Delfinarium I
Vorführbecken Altes Delfinarium I
Fischküche
Futtermengen in Kilogramm für einen Tag - links Delfine - rechts Seelöwen.
Seelöwentrakt Altes Delfinarium I
September 2011 - Die beiden Delfine Arnie und Joker wurden nach den ProWal/WDSF-Interventionen bei den Behörden nun endlich auch einmal in die Außenbecken der "Delfin-Lagune" und in die Hallen des Alten Delfinariums I gelassen.
Die beiden Delfine wurden annähernd drei Jahre (von November 2008 bis September 2011) illegal in den Becken des Alten Delfinariums II gehalten!
Aus
Tierschutzgründen - Wenn keine Recherche-Arbeit betrieben wird, um
mit der Zielsetzung ein Delfinarium zu schließen, dann machen Sie
bitte einen großen Bogen um solche Tiergefängnisse!