Es versteht sich von selbst, dass wir nicht alles über unsere Vergrämeraktionen verraten können. Erstens verrichten, jetzt im Februar 2015, noch einige der von uns in 2014 platzierten Pinger noch eine gute Arbeit, denn die Akkus von diesen Geräten sind noch nicht aufgebraucht und zweitens schließen wir zukünftige Vergrämer-Aktionen auf den Färöer-Inseln nicht aus, auch wenn wir in 2015 keine Pinger-Aktionen durchführen.
Insgesamt kamen bei unsere Vergrämeraktionen fünf verschiedene Pingertypen zum Einsatz. Wo genau und wie wir diese Geräte auf den Färöer-Inseln eingesetzt haben, können wir deshalb nur auszugsweise verraten. Auch führen wir aktuell in Japan Vergrämeraktionen durch und wir wollen diese Kampagnen zum Schutz der Delfine nicht mit zu vielen veröffentlichten Details gefährden!
Wir wussten bereits bei unseren Planungen und Vorbereitungen für unsere Vergrämeraktionen, dass die Regionen der zwei größten Städte der Färöer-Inseln für die Grindwale sehr gefährlich sind.
In der Hauptstadt Torshavn (Etwa 25.000 Einwohner) lebt fast die Hälfte der färöischen Bevölkerung. Die Nachfrage nach Grindwalfleisch ist in dieser Region besonders hoch. In Torshavn gibt es nie Probleme, bei einer Grindwalsichtung, genügend Teilnehmer und Boote zu mobilisieren, damit der Verantwortliche für den Grindwalfang seine Zustimmung dafür erteilt. Weil es in 2012 und 2013 keinen Grindwalfang in Torshavn gab, war für uns klar, dass wir in dieser Region besonders aktiv sein mussten!
Auch in der zweitgrößten Stadt der Färöer-Inseln, in Klaksvik (Etwa 5.000 Einwohner), gab es in 2013 keinen Grindwalfang. Klaksvik gehört mit seinen insgesamt 248 Schlachtungen zu den führenden Orten mit den meisten Grindwalfängen seit dem Jahr 1584! Auch auf diese Region mussten wir bei unseren Planungen ein besonderes Augenmerk richten.
Wir setzten vor dem Beginn der Grindwalfang-Saison, die in der Regel im Frühjahr beginnt, alles ein, was uns an finanziellen und logistischen Mitteln zur Verfügung stand, um so viele Pinger wie möglich zu platzieren.
Da wir unsere Vergrämer-Aktionen auf den Färöer-Inseln öffentlich ankündigten, mussten wir natürlich besonders achtsam sein, damit wir unsere geplanten Aktionen auch umsetzen konnten.
Um die Gebiete um Torshavn und Klaksvik so weiträumig wie nur möglich mit Schallgeräuschen abzudecken, kamen dort zwei spezielle Pingertypen zum Einsatz, die sich bei einem Kontakt mit Wasser von selbst einschalteten und je nach Lautstärke eine Akku-Betriebszeit von 6 – 12 Monaten besaßen.
Es kam hierfür die Platzierung von Booten oder Schiffen infrage, damit wir weit vor den beiden Schlachtbuchten die Pinger platzieren konnten.
Wir nutzten jede Gelegenheit, ob das Fähren, Postschiffe, Ausflugsschiffe oder Leihboote waren und versenkten von dort aus Pinger im Meer, die sich automatisch einschalteten, wenn sie mit Wasser in Berührung kamen.
Da wir über alle Regionen Unterseekarten besitzen, waren uns auch die Wassertiefen bekannt und wir wussten genau, wo die Platzierungen Sinn machten und wo nicht, da der Schall eines Pingers nach ein paar Hundert Meter abnimmt.
Um auch nur jede Platzierungs-Möglichkeit zu nutzen, fuhren wir auch mit einer Fähre von den Färöer-Inseln nach Island, um bei der Hin- und Rückfahrt im Osten und Norden der Färöer-Inseln vor der Küste und vor einigen wichtigen Fjorden Pinger zu platzieren.
Wir errichteten vor Torshavn und Klaksvik mit Pingern mehrere Schall-Barrieren im Wasser.
In der bisherigen Grindwal-Schlachtbucht (die neue liegt nur ein paar Meter davon entfernt) rotten auch alte Walfangschiffe vor sich hin.
Im Vordergrund ein Blauwal-Knochen.
Die Färöer-Inseln halten sich, nach eigenen Angaben, offiziell an das 1986 beschlossene Moratorium des Walfang-Verbotes für Großwale.
Harpunen-Befestigung
Ausguck
Unerklärlich ist, dass sich im Hafen von Klaksvik ein Schiff ohne Registratur-Kennzeichnung befindet, welches einsatzbereit scheint und einen Ausguck besitzt, der auf Walfangschiffen üblich ist. Auch hat das Schiff eine Halterung für eine Harpune am Bug!
Anfang August 2014 baten wir die Polizei in der Hauptstadt Torshavn Erkundigungen über dieses Schiff einzuholen, welches ein illegales Piraten-Walfangschiff sein könnte!
Am 13. Oktober 2014 gab es einen Grindwalalarm. Eine Schule von etwa 50 Grindwalen wurde im Nordosten der Inselgruppe gesichtet.
Es gibt drei Orte in der Nähe, die eine Lizenz zum Grindwalschlachten besitzen. Klaksvik, Hvannasund und die Schlachtbucht in Vidvik.
Von den Behörden gab es grünes Licht für eine Grindwaljagd. Mehrere Boote versuchten die Grindwale in Richtung einer Schlachtbucht zu treiben. Vergeblich! Die gesamte Grindwalfamilie konnte entkommen!
Gebiet der Grindwalsichtung – Blick von einer Fähre, die zwischen den Färöer-Inseln und Island verkehrt. Von dieser Fähre aus platzierten wir im Frühjahr 2014 Vergrämergeräte (Pinger) im Meer, um die Grindwale davon abzuhalten, sich den Schlachtbuchten zu nähern.
In Torshavn und in Klaksvik gab es in 2014 keine Schlachtungen von Grindwalen oder anderen Delfinarten!
Wir haben den Kampf, Dank der Pinger-Technik und der genutzten vorhandenen Infrastruktur auf dem Wasser, für die Meeressäuger gewonnen!
Auch im Süden konnten die meisten Grindwale von den Schlachtbuchten ferngehalten werden!
12.08.14
Aufregung, dann Entwarnung – Kein Grindwalfang
Am Nachmittag wurde eine Grindwalfamilie in der Nähe des Ortes Frodba im Süden der Insel Sudoroy gesichtet. Die Tiere sollten in die Schlachtbucht des Ortes Hvalba im Norden Sudoroys getrieben werden. Die ganze Schule ließ sich jedoch nicht zusammenhalten und nicht vor den Booten der Häscher hertreiben. Die Grindwale zerstreuten sich und schwammen in alle Richtungen. Die Boote haben die Tiere letztendlich verloren. Weitere Versuche zum Einfangen der Grindwale wurden nicht mehr unternommen.
Hvalba/Sudoroy - Im Frühjahr installierten wir vor der Schlachtbucht Vergrämergeräte (Pinger)
Da wir unsere Vergrämeraktion öffentlich ankündigten und die Färinger davon Kenntnis hatten, wollten wir natürlich auch unbedingt vermeiden, dass unsere platzierten Pinger gefunden werden.
Die platzierten Landpinger konnten wir, falls sie gefunden und entfernt würden, einfach wieder ersetzen, was aber nicht vorkam. Die versenkten Wasser-Pinger hätten von diesem Militärschiff mit Hydrophonen zumindest geortet werden können.
Wir platzierten deshalb viele Pinger in Wassertiefen, die von Tauchern nicht mehr geborgen werden konnten. Sie hätten nur durch den Einsatz eines Tauchroboters geborgen werden können, was uns aber bei der Vielzahl der Geräte und den erheblichen Bergungs-Kosten wohl kaum umsetzbar erschien.
Der Verwendung der Wasserpinger verstößt übrigens gegen kein Gesetz, denn diese Geräte werden zur Vermeidung von Delfinbeifängen von der Fischfang-Industrie auch eingesetzt.
Die färöische Regierung spricht von einer jährlichen Wertschöpfung von 3 Millionen € durch die Grindwaljagd. Sie ist natürlich nicht erfreut darüber, wenn ihnen jemand dieses "Geschäft" verdirbt!
15. November 2014
Ein Auszug unserer Strategie, um Grindwale und Delfine mit Pingern und Beschallungsgeräte zu retten.
Vor zwei Tagen wurde vor der Hauptstadt Torshavn eine Gruppe von fünf Orcas gesichtet. Sie ist eine von mehreren Gruppen, welche die Färöer-Inseln regelmäßig besuchen. Die Orca-Gruppen sind leider nicht ortsansässig und halten sich gewöhnlich nur wenige Tage dort auf. Die Gruppen wandern regelmäßig auf der Route Island – Färöer-Inseln – Shetland-Inseln hin und her. Weil Delfine Orcas fürchten, denn sie stehen auch auf ihrem Speiseplan, wollten wir diesen Umstand auch in unsere Aktionen miteinbeziehen.
Da wir schon seit längerer Zeit Kenntnisse von den Orca-Aufenthalten haben und auch ihre Wanderrouten kennen, platzierten wir schon letztes Jahr auf den Färöer-Inseln bei strategisch wichtigen Orten, neben anderen Pingertypen, auch selbstentwickelte Land- und Wasserbeschallungsgeräte, die permanent unterschiedliche Orca-Laute abspielten, mit der Hoffnung dass die Beschallungen die Orcas hören, anlocken und sie zu einem längeren Aufenthalt bewegen könnten.
Letztes Jahr hatten wir Glück und unsere Strategie ging voll auf! Wir konnten die Orcas durch mehrere Hundert von uns platzierten Beschallungsgeräte für viele Wochen an den Küsten der Färöer-Inseln halten. Die Tiere suchten wohl ihre Artgenossen, die sie natürlich nicht fanden, denn die Orcalaute kamen ja aus unseren Lautsprechern.
In den Zeiten, in denen sich Orcas vor den Küsten der Färöer-Inseln aufhielten, wurden dort keine Grindwale oder andere Delfine gesehen und kein einziges Tier musste in einer Schlachtbucht sterben!
Die Akku-Leistung dieser von uns entwickelten Beschallungsgeräte hatten jedoch nur eine begrenzte Laufzeit von wenigen Wochen (unsere heutigen Entwicklungen laufen mehrere Monate).
Wir platzierten mehrere Male solche Geräte und die Anwesenheit der Orcas über eine so lange Zeit, löste großes Erstaunen bei den Färingern selbst aus. In der Hauptstadt Torshavn wurde gar ein Orca-Informations-Center eingerichtet und selbst Orca-Forscher aus Schottland reisten mit einem Team und einem Boot auf die Färöer-Inseln, um sich über die ungewöhnlich lange Aufenthaltsdauer der Orcas zu informieren.
Unter anderem auch mit dieser Strategie gelang es uns 2013, dass auf den Färöer-Inseln die Grindwalfangsaison so spät begann (Ende Juli), wie kaum in einem anderen Jahr in den letzten 80 Jahren zuvor!
Färöer-Inseln – Orca-Sichtungen 2013:
24.05.13 – 7 Orcas – Fugloy 05.06.13 – 3 Orcas - Barmur – Bordoy 15.06.13 – 2 – 3 Orcas – Norden Färöer-Inseln - Eiði 17.06.13 – 2 – 3 Orcas – Norden Färöer-Inseln – Tjørnuvik 29.06.13 – Orca-Sichtung im Osten der Färöer-Inseln
In den Zeiten, in denen Orcas bei den Shetland-Inseln gesichtet wurden, gab es dort ebenfalls keine Grindwalsichtungen!
Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass die Orcas heute immer noch von den Färingern bejagt werden, gibt es keine Beweise dafür, denn das Töten der größten Delfinart wäre heute auch illegal. Die Jagd auf Orcas ist auf den Färöer-Inseln schon seit vielen Jahren verboten. Die letzten offiziellen Orca-Tötungen gab es 1978 in Klaksvik (31 getötete Orcas) und 1983 in Hvalba (10 getötete Orcas).
Vor einer Woche wurde im Norden der Färöer-Inseln eine Schule von 20 – 30 Großen Tümmlern gesehen. Es stand zu befürchten, dass sich die Tiere einer von zwei in der Nähe befindlichen lizensierten Schlachtbuchten nähern könnten, denn neben Grindwale töten die Färinger auch diese Art. Die Großen Tümmler kamen jedoch mit dem Leben davon, weil wir im Frühjahr von einem Schiff aus, Pinger mit einer Akku-Laufzeit von einem Jahr vor genau diesem Fjordeingang platziert hatten!
Um Vergrämergeräte auf die Färöer-Inseln zu bringen und sie dort auch zu deponieren, bedarf es eine erhebliche Logistik.
Die Umweltschutzgruppe Sea Shepherd wollte in 2011 ebenfalls Sonargeräte zur Vergrämung der Grindwale einsetzen. Diese wurden damals bei der Einreise leider vom Zoll beschlagnahmt, was wir natürlich unbedingt vermeiden wollten!
Wir wählten unterschiedliche Möglichkeiten, um das Vergrämermaterial auf die Färöer-Inseln zu transportieren und auch dort zu deponieren.
Depot in einem gemieteten Wohnmobil.
Depot in einem der gemieteten Ferienhäuser.
Die Beschallungsgeräte an Land wurden gut getarnt.