24.08.14- ProWal-Kundgebung gegen die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft in Nürnberg – Zoo-Besucher empört – Zoo-Direktor verliert jeglichen Sinn für die Realität
Heute nahmen 30 Tierschutzaktivisten und Delfinfreunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an der ProWal-Kundgebung vor dem Tiergarten in Nürnberg teil, um die Besucher des Zoos mit Transparenten, Informationsflyer und der aktuellen ProWal-Pressemitteilung auf die desaströse Delfinhaltung und umfangreichen Forderungen an die Behörden hinzuweisen.
1.600 Informationsflyer und ein paar Hundert Pressemitteilungen wurden an die Zoo-Besucher verteilt. Bei einigen Gesprächen stellten wir erneut fest, dass viele Besucher die Delfinhaltung in Gefangenschaft ebenfalls ablehnen und nicht mehr wieder nach Nürnberg kommen wollen, weil sie auch gezwungen werden, den Eintritt für den Zoo und das Delfinarium zusammen zu bezahlen. Früher hatten die Besucher noch die Wahl und konnten noch selbst entscheiden, ob sie für das Delfinarium noch extra eine Eintrittskarte kaufen wollten oder eben nicht. Diese Wahl haben sie nicht mehr. Viele Zoo-Besucher trugen sich deshalb auch in Unterschriftenlisten ein, um gegen die Delfinhaltung in Nürnberg zu protestieren.
Einige Besucher ließen bei uns am Informations-Pavillon auch ganz schön Dampf ab und beschwerten sich darüber, wie unfreundlich die Mitarbeiter des Zoos gewesen seien. Scheinbar scheint die Stimmung der Mitarbeiter auf einem Tiefpunkt angekommen zu sein.
Es machte gestern auch die Runde, dass der Zoo-Direktor, aufgrund der schlechten Besucherzahlen von 2013, sich um einen neuen Job im In- und Ausland beworben hätte. Ob das wirklich so ist, wissen wir nicht, könnten es uns aber sehr gut vorstellen, dass er das sinkende Schiff verlassen möchte. Die Delfin-Lagune ist, entgegen den Hoffnungen der Verantwortlichen, kein Besuchermagnet für die Stadt, sondern ein Makel und eine völlige Fehlinvestition, für die der Zoo-Direktor eine direkte Verantwortung trägt.
Der Zoo-Direktor, Dag Encke, spottet heute in einem gedruckten Zeitungs-Bericht der Nürnberger Nachrichten darüber, dass wir u.a. zum Schutz der Tiere und Besucher ein Sonnen- und Wetterschutzdach über einen Teil der Außenbecken der Delfin-Lagune fordern, da die Tiere und auch die Besucher jeder Witterung schutzlos ausgesetzt sind. Wir konnten letztes Jahr dokumentieren, wie Delfine bei einem Gewitter und einschlagenden Blitzen in der Nähe des Zoos in den Außenbecken eingesperrt waren und nicht in die alte Delfinhalle flüchten konnten, die für alle damaligen acht Tiere ohnehin viel zu klein gewesen wäre. Im Meer könnten Delfine einem Gewitter ausweichen oder tief tauchen. Das können Delfine in flachen und kleinen Betonbecken eben nicht!
Herr Encke: „Ich frage mich, wie die armen Tiere im Meer überleben konnten – so ganz Überdachung!“
Herr Encke hat den Sinn für die Realität wohl längst verloren, wenn er das offene Meer mit den kleinen Betonpfützen in seinem Zoo vergleicht!
Auf die Forderung, auch die Besucherplätze z.T. zu überdachen, weil in der Delfin-Lagune schon Besucher in der Hitze kollabiert sind, geht Herr Encke überhaupt nicht ein. Verantwortung für die Besucher würden wir anders definieren! Nicht einmal in den schlimmsten Delfinarien in der Türkei oder in der Ukraine wird den Besuchern solche Tribünenüberdachungen verweigert!
Herr Encke beschwert sich heute zudem, dass wir dem Tiergarten vorwerfen, dass sie illegal arbeiten und erwidert, dass dies eine Frechheit sei, dies zu behaupten.
Ja, wir behaupten es, auch weiterhin, weil es eben stimmt!
Im Nürnberger Tiergarten wurden von Ende 2008 bis zum Frühjahr 2012 zwei Delfine in einem nicht öffentlichen Gebäude in zwei Mini-Becken in Gefangenschaft gehalten, die den Mindest-Vorgaben des Säugetiergutachtens nicht entsprachen. Das Umweltamt hatte dem Tiergarten Nürnberg gar schriftlich auferlegt, dass er sich an die Vorgaben des Säugetiergutachtens zu halten habe!
Hier noch einmal zur Verdeutlichung:
In dem Gebäude des Delfinariums II (für Zucht und Forschung) gibt es zwei kleine Becken, welche jeweils nur eine Wassertiefe von 3,65 Meter aufweisen:
Das Becken I:
verfügt über eine Wasserfläche von 176,6 m2 und ein Wasservolumen von 626,9 m3.
Das Becken II:
verfügt über eine Wasserfläche von 78,5 m2 und ein Wasservolumen von 278,7 m3.
In einer Pressemitteilung der Stadt Nürnberg vom 28.07.2011 wurde das Wasservolumen des Delfinariums II mit 937 Kubikmeter angegeben.
Laut dem alten Säugetiergutachten von 1996, welches auch für den Nürnberger Tiergarten verbindlich war, galten für die Haltung von bis zu fünf Delfinen bisher diese Mindestanforderungen:
Eine Wasserfläche von: 400 m2
Ein Wasservolumen von: 1.500 m3
Beides wurde in den beiden Becken des Delfinariums II den Delfinen nicht geboten und deshalb war die Haltung der beiden Tiere über einen Zeitraum von etwa drei Jahren dort illegal, Herr Encke! Eine Frechheit ist, dass Sie das überhaupt zugelassen haben!
Wir danken allen aktiven Teilnehmern für die z.T. doch sehr weiten Anreisen und dem tollen und vorbildlichen Engagement gestern!
ProWal wird weiterhin alles daran setzen, dass das Delfinarium im Nürnberger Zoo mittelfristig geschlossen wird!
- Das Ordnungsamt Nürnberg (Untere Aufsichtsbehörde)
- Die Regierung von Mittelfranken in Ansbach (Obere Aufsichtsbehörde)
- Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Nürnberg
- Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn
- Den Oberbürgermeister Herrn Ulrich Maly
- Den 2. Bürgermeister Herrn Christian Vogel
In Kopie:
- Nürnberger Parteien
- Nürnberger Stadträte
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Missstände in der Delfin-Lagune des Nürnberger Tiergartens
Sehr geehrter Herr Herzner,
am 21.06.2014 wandten wir uns mit einem Schreiben („Nürnberger Neben-Delfinarium ungeeignet für die Delfinhaltung“) an das Umweltamt in Nürnberg. Am 23.06.2014 teilten Sie uns als Dienststellenleiter des Umweltamtes mit, dass Sie unser Schreiben an das (inzwischen) zuständige Ordnungsamt in Nürnberg weitergeleitet haben. Leider bekamen wir vom Ordnungsamt bis heute keine Antwort auf unser Anliegen - darauf werden wir in diesem Schreiben noch einmal zurückkommen.
Am 16.07.2014 wandten wir uns erneut an das Ordnungsamt Nürnberg mit der Bitte, ein direkt an der Delfin-Lagune geplantes Musik-Konzert an eine andere Stelle im Tiergarten Nürnberg zu verlegen. Leider erfolgte auch hierbei keinerlei Reaktion seitens des Ordnungsamtes. Das Musik-Konzert fand folglich direkt an der Delfin-Lagune statt. Darauf gehen wir ebenfalls im heutigen Schreiben ein.
Da wir nun sicherstellen wollen, dass unsere Schreiben an einen zuständigen behördlichen Adressat nicht irgendwo untergeht, erfolgt dieses nun direkt an Sie im Umweltamt, an das Ordnungsamt, an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Nürnberg, an den Oberbürgermeister Herrn Ulrich Maly, an den 2. Bürgermeister Hern Christian Vogel, an die Regierung von Mittelfranken in Ansbach und an das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn. Zur Kenntnisnahme in Kopie auch an die Nürnberger Parteien und Stadträte.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie wir festgestellt haben, liegen einige Zustände der sogenannten Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten nicht nur im Argen, sondern verstoßen zum Teil auch gegen geltende Vorgaben. In der Funktion einer Tierschutzgesellschaft obliegt es unserer Pflicht, Sie auf Missstände aufmerksam zu machen und wir verbinden dies mit der Bitte, hierbei auch Regelungen und Vorgaben zu beschließen, um diese zu beseitigen.
Konkret umfasst unser Schreiben folgende Anliegen und Forderungen:
1.) Delfinarium II - Neben-Delfinarium ungeeignet für Delfinhaltung – Stilllegung
2.) Für die Winterzeit – Kein ausreichender Platz für zehn Delfine - Abgabe von Delfinen oder Installation einer weiteren Traglufthalle in den Wintermonaten
3.) Zuchtverbot für Delfine
4.) Sonnenschutz/Wetterschutz-Dach für Delfine und Besucher
5.) Konzertverbot im gesamten Tiergarten
Konkret fordern wir:
Stilllegung „Delfinarium II – für Forschung und Zucht“
Begründungen:
In dem 1989 errichteten Gebäude des Nürnberger Tiergartens („Delfinarium II – für Forschung und Zucht“) wurden von 2008 bis zum September 2011 zwei Delfine („Arnie“ und „Joker“) unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehalten. Die beiden Tiere stammten aus dem Heidepark Soltau und sollten nur vorübergehend im Nürnberger Delfinarium untergebracht werden, um in der „Zwischenzeit“ einen geeigneteren Platz für sie zu finden.
Das Delfinarium II befindet sich in einem separaten Gebäude. Es ist nicht mit dem für Besucher zugänglichen Delfinarium I (1971 erbaut) und der Delfin-Lagune (zusätzliche Außenbecken zum alten Delfinarium I - eröffnet Juni 2011) verbunden und befindet sich in einem abgeschotteten Bereich des Zoos.
Obwohl der Eigentümer der beiden Delfine („Arnie“ und „Joker“), das Vergnügungspark-Konsortium Merlin Entertainment (ME), uns und dem Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) bestätigte, dass "Delfine nicht artgerecht in Gefangenschaft gehalten werden können", gab ME die beiden Delfine 2008 als Leihgabe an das Nürnberger Delfinarium ab.
Das Delfinarium II wurde im Mai 2012 vorübergehend stillgelegt, da sich keine Delfine mehr in diesem Gebäude befanden.
Mit der Übernahme von zwei weiteren Delfinen aus dem Delfinarium Duisburg („Dolly“ und „Donna“) am 5. Mai 2014 für Zuchtbemühungen, ist es jedoch schon heute absehbar, dass die Anlage in dem alten Gebäude (Delfinarium II) wieder seinen Betrieb aufnehmen könnte, weil das Delfinarium I mit seinen Außenbecken im Winter zusätzlichen Tieren keinen Platz bietet. Wir kommen später darauf zurück.
In dem Gebäude des Delfinariums II gibt es zwei kleine Becken, welche jeweils nur eine Wassertiefe von 3,65 Meter aufweisen:
Das Becken I:
verfügt über eine Wasserfläche von 176,6 m2 und ein Wasservolumen von 626,9 m3.
Das Becken II:
verfügt über eine Wasserfläche von 78,5 m2 und ein Wasservolumen von 278,7 m3.
In einer Pressemitteilung der Stadt Nürnberg vom 28.07.2011 wurde das Wasservolumen des Delfinariums II mit 937 Kubikmeter angegeben.
Laut dem alten Säugetiergutachten von 1996, welches auch für den Nürnberger Tiergarten verbindlich war, galten für die Haltung von bis zu fünf Delfinen bisher diese Mindestanforderungen:
Eine Wasserfläche von: 400 m2
Ein Wasservolumen von: 1.500 m3
Beides wurde in den beiden Becken des Delfinariums II den Delfinen nicht geboten!
Laut dem neuen Säugetiergutachten vom 7. Mai 2014, welches auch von dem Präsident des Verbandes Deutscher Zoodirektoren unterzeichnet und damit als Mitglied dieses Verbandes auch für den Nürnberger Tiergarten gilt, wurden für die Haltung von Delfinen unter anderem diese Mindestanforderungen festgelegt:
Für eine sozial intakte Gruppe von bis zu 5 erwachsenen Großen Tümmlern gelten folgende Mindestmaße für die Becken:
Die frei zugängliche und von den Tieren voll nutzbare Gesamtfläche des Mehrbeckensystems muss mindestens 600 m2 mit einem Wasservolumen von mindestens 2.200 m3 betragen.
Wie erwähnt, weisen beide Becken eine Wasserfläche von 255,1 m2 und ein Wasservolumen von 905,6 (937) m3 auf. Vorgeschrieben sind jedoch mindestens 600 m2 Wasserfläche und 2.200 m3 Wasservolumen.
Die beiden Becken des Delfinariums II weisen zusammen nicht einmal die Hälfte der mindestens geforderten Wasserfläche und des Wasservolumens auf!
Zudem gilt die Vorgabe:
„Becken oder Beckenbereiche, die tierpflegerischen Maßnahmen dienen, können geringe Wassertiefen (< 3.5 m) aufweisen. Weitere Flachwasserbereiche (1,5 – 2 m Tiefe) können auch in den Hauptbecken zur Verfügung stehen. Umso wichtiger ist es, dass mindestens 50 % des Hauptbeckens eine Tiefe von über 4 m aufweisen.“
Eine Wassertiefe von mindestens 4 m weist keines der beiden Becken auf!
Eine vorübergehende oder längere Unterbringung von Delfinen zu Zucht oder anderen Zwecken kann in diesem Gebäude nicht hingenommen werden, da es den Tieren viel zu wenig Platz bietet. Wir erinnern an die beiden Delfinbrüder „Arnie“ und „Joker“, die über Jahre in diesen nicht den Vorgaben entsprechenden Becken in Gefangenschaft gehalten wurden.
Laut einem Schreiben/Bescheid des Umweltamtes vom 27.07.2011 an den Tiergarten Nürnberg wurde in I. 3. darauf hingewiesen: „Die Vorgaben des geltenden Gutachtens über die Haltung von Säugetieren sind einzuhalten.“
Festzustellen ist, dass sich der Nürnberger Tiergarten mehrere Jahre nicht an diesen schriftlichen Bescheid gehalten hat und die Vorgaben nicht erfüllte!
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir fordern die endgültige Stilllegung dieses Gebäudes für die Delfin-Haltung, da es den Tieren keinen ausreichenden Platz bieten kann und möchten Sie als zuständige Behörde darum bitten, Maßnahmen in die Wege zu leiten, in dem Delfinarium II keine zukünftige Delfinhaltungen mehr zu erlauben.
Konkret fordern wir:
Abgabe von zwei Delfinen oder Installation einer weiteren Traglufthalle in den Wintermonaten
Begründungen:
In den Wintermonaten sind die Delfine in dem alten Delfinarium I und in zwei Außenbecken (1 und 6) der Delfin-Lagune, über die eine aufblasbare Traglufthalle installiert ist, untergebracht.
Der aktuelle Tierbesatz im Delfinarium beträgt derzeit 10 Delfine.
Wie bereits erwähnt, gelten für die Haltung von Delfinen nach dem neuen Säugetiergutachten folgende Vorgaben:
Für eine sozial intakte Gruppe von bis zu 5 erwachsenen Großen Tümmlern gelten folgende Mindestmaße: Die frei zugängliche und von den Tieren voll nutzbare Gesamtfläche des Mehrbeckensystems muss mindestens 600 m2 mit einem Wasservolumen von mindestens 2.200 m3 betragen. Für jedes weitere Tier ist zusätzlich eine Wasserfläche von 75 m2 mit einem Wasservolumen von 300 m3 erforderlich.
Das ergibt bei 10 Delfinen einen folgenden Mindest-Platzbedarf:
Eine Wasserfläche von: 600 m2 und 5 x 75 m2 = 975 m2
Ein Wasservolumen von: 2.200 m3 und 5 x 300 m3 = 3.700 m3
Der tatsächliche vorhandene Platz des Delfinarium I (altes Delfinarium) weist insgesamt auf:
Eine Wasserfläche von: 352,9 m2
Ein Wasservolumen von: 1.393 m3
Becken der Delfin-Lagune, über die in den Wintermonaten eine aufblasbare Traglufthalle installiert ist:
Das ergibt für das Delfinarium I und den beiden Außen-Becken 1 + 6 der Delfin-Lagune:
Eine gesamte Wasserfläche von: 828,4 m2
und ein gesamtes Wasservolumen von: 2.958,2 m3
Vorgeschrieben sind jedoch eine Wasserfläche von 975 m2 und ein Wasservolumen von 3.700 m3!
Folglich fehlt es an 146,6 m2 Wasserfläche und 741,8 m3 Wasservolumen, um den Tieren den mindestens vorgeschriebenen Platz zu bieten!
Dies setzt aber voraus, dass alle Delfine zu allen Beckensystemen Zugang haben, was aber nicht immer der Fall ist, was wir im Frühjahr 2014 dokumentiert haben und worauf wir noch weiter unten in diesem Schreiben eingehen werden. „Sunny“ beispielsweise wird während der Brunft von „Moby“ und/oder „Noah“ vollkommen abgeschirmt und in einem separaten Becken gehalten, was auch belegt, dass nicht alle Tiere Zugang zu allen Becken haben.
Schon in wenigen Wochen, wenn die Traglufthalle über die zwei Außenbecken der Delfin-Lagune installiert wird, kommt der Betrieb der Anlage mit dem aktuellen Delfinbesatz von 10 Tieren den Vorschriften nicht nach!
Nun gibt es nur zwei Möglichkeiten, damit die Vorgaben eingehalten werden können. Entweder der Tiergarten Nürnberg gibt zwei seiner Delfine ab oder er installiert über die Außenbecken 2/3 der Delfin-Lagune eine weitere Traglufthalle.
Zur Abgabe von Delfinen:
Bei der Abgabe von zwei Delfinen wäre dann der Tierbesatz 8 Tiere. Hieraus ergibt sich ein Mindestplatzbedarf an einer Wasserfläche von 825 m2 und an einem Wasservolumen von 3.100 m3. Die Mindestvorgaben für die Unterbringung der 8 Delfine im Delfinarium I und den zwei Außenbecken (1 und 6) der Delfin-Lagune mit einer Traglufthalle wären damit erfüllt.
Bei der Abgabe von zwei Delfinen müsste der Tiergarten Nürnberg jedoch seine Zuchtbemühungen einstellen, da bei jedem weiteren Tier die Mindestanforderungen erneut nicht eingehalten würden.
Die Aufnahme der beiden Delfine „Dolly“ und „Donna“ am 05.05.2014 aus dem Duisburger Delfinarium ist mehr als verwerflich. Falls der Tiergarten Nürnberg nicht die Absicht hat, in den Wintermonaten eine weitere große Traglufthalle über die beiden Außen-Becken 2/3 der Delfin-Lagune zu installieren, dann muss er schon bald zwei seiner Delfine wieder abgeben. Dieser auftretende Umstand war den Verantwortlichen des Nürnberger Tiergartens schon vor der Aufnahme der zwei Duisburger Delfine bewusst. Jeder Delfintransport bedeutet Stress für die Tiere und birgt ein hohes Risiko.
Nach Duisburg können keine zwei Delfine mehr zurückgebracht werden, weil auch dieses Delfinarium mit Platzproblemen zu kämpfen hat.
Zur Verdeutlichung:
Bei der Haltung von 9 Delfinen ist für das Duisburger Delfinarium mindestens vorgeschrieben:
Eine Wasserfläche: 600 m2 und 4 x 75 m2 = 900 m2
Ein Wasservolumen: 2.200 m3 und 4 x 300 m3 = 3.400 m3
Die tatsächliche Wasserfläche des Duisburger Delfinariums beträgt 960 m2 und das Wasservolumen 3.100 m3.
Die Mindestanforderungen für die Wasserfläche wäre bei 9 Delfinen erfüllt - jedoch nicht das Wasser-Volumen! Hier fehlen 300 m3!
Im Mai, also bevor das neue Säugetiergutachten in Kraft trat, mussten zwei Delfine ihre Familie in Duisburg verlassen, um die Vorgaben zu erfüllen und um die Zucht von Delfinen dort fortsetzen zu können!
Beim derzeitigen Delfinbesatz von 7 Tieren sind eine Wasserfläche von 750 m2 und ein Wasservolumen von 2.800 m3 vorgeschrieben.
Im Duisburger Delfinarium kann deshalb nur noch ein Delfin gezüchtet oder dazu genommen werden! Jedes weitere Tier würde die Mindestanforderungen für die Haltung von Delfinen nicht mehr erfüllen!
Der Nürnberger Tiergarten kann deshalb seine zwei in den Wintermonaten zu viel gehaltenen Delfine nur in ein ausländisches Delfinarium abgeben, da es in Deutschland keinen geeigneten Platz für sie gibt!
Falls der Nürnberger Tiergarten keiner seiner Delfine abgeben möchte, dann muss er in den Wintermonaten eine weitere Traglufthalle über die Außenbecken 2/3 der Delfin-Lagune installieren. Hierbei ergibt sich eine im Winter zusätzlich nutzbare Wasserfläche von 668,5 m2 und ein Wasservolumen von 3.316,6 m3, was den Vorgaben entsprechen würde.
Eine Überdachung der beiden Außen-Becken 4 und 5 mit einer Traglufthalle ist ausgeschlossen, weil sich erstens dort die Seelöwen befinden und zweitens weder die notwendige Wasserfläche, noch das Wasservolumen erreicht wird.
Bei der Installation von Tragluftzelten gilt jedoch zu berücksichtigen, dass den Delfinen auch ausreichend Tageslicht zu gewähren ist!
Laut Vorgabe gilt hierbei:
„Für das Wohlbefinden der Tiere ist es wichtig, dass sie regelmäßig dem Sonnenlicht bzw. dem freien Himmel (einschließlich Regen) ausgesetzt sind. Daher ist ihnen täglich so lange wie möglich Zugang zu einem Außengehege zu gewähren. Bei bestehenden Anlagen ohne Außengehege soll das Innengehege so gestaltet werden, dass es wichtige Umweltreize zulässt, z. B. indem das Dach geöffnet werden kann.“
Die bisherige installierte Traglufthalle mit vier kleinen Fensterluken, die im Winter über den beiden Außenbecken 1 und 6 der Delfin-Lagune installiert war, kommt den neuen Vorgaben nicht nach und muss dementsprechend ersetzt werden!
Entgegen den Behauptungen des Nürnberger Tiergartens stehen den Delfinen eben nicht immer alle Becken zur Nutzung zur Verfügung.
An diesen Tagen, in denen wir in der Delfin-Lagune waren, konnten wir zu folgenden Uhrzeiten dokumentieren, dass nicht alle Delfine Zugang zu allen Becken des Delfinariums hatten. Oftmals waren die Delfine voneinander separiert und gar auch in einzelnen Becken eingesperrt, was gegen eine vorhandene und zielgesetze „harmonische Gruppe“ spricht.
Auffallend war auch, dass die Becken 4 und 5, in denen sich hauptsächlich die Seelöwen aufhalten, nur am 01.05.2014 um 10:12 Uhr von 2 Delfinen genutzt wurden. An allen anderen Tagen waren entweder die Schieber zu diesen Becken geschlossen oder die Delfine wollten diese beiden Becken nicht benutzen. Dies spricht nicht für die zielgesetzte harmonische Vergesellschaftung zwischen den Seelöwen und den Delfinen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie darum bitten, dem Tiergarten aufzuerlegen, dass alle Becken des Delfinariums mit Video-Kameras überwacht werden und die Aufzeichnungen zu speichern sind, damit nicht wir, sondern der Tiergarten selbst diese Unzulänglichkeiten dokumentiert und diese für die Behörden nachprüfbar gemacht werden.
Ebenfalls bitten wir Sie, dem Tiergarten Nürnberg aufzuerlegen, noch vor dem Winter entweder zwei seiner Delfine abzugeben oder für die Installation von zwei geeigneten Traglufthallen über die Außenbecken 1, 2/3 und 6 zu sorgen.
Konkret fordern wir:
Die sofortige Einstellung der Zuchtbemühungen bei den Delfinen
Begründungen:
Wie bereits bei Punkt 2.) beschrieben, bietet das Delfinarium in den Wintermonaten mit einer Traglufthalle über zwei Außenbecken der Delfin-Lagune (1 und 6) und dem alten Delfinarium I gerade einmal Platz für 8 Delfine.
Der jetzige Delfinbestand von 10 Tieren überschreitet die Mindestanforderungen des neuen Säugetiergutachtes.
Wenn nicht mindestens drei Delfine das Nürnberger Delfinarium verlassen oder nicht eine zusätzliche große Traglufthalle über die Außen-Becken 2/3 der Delfin-Lagune in den Wintermonaten errichtet wird, kann aus Platzgründen keine weitere Delfinzucht mehr stattfinden.
Warum das in 1989 erbaute Delfinarium II für die Haltung von Delfinen ungeeignet ist, haben wir Ihnen in 1.) bereits erläutert.
Wir möchten Sie deshalb bitten, den Bescheid des Umweltamtes vom 27.07.2011 I. 1 („In der neu errichteten Lagune, einschließlich dem bestehenden Delfinarium dürfen maximal 15 Delphine und 10 Seelöwen gehalten werden.“) zu korrigieren und dem Tiergarten aufzuerlegen, dass in den Wintermonaten in dem Delfinarium I und Traglufthalle über die Außenbecken der Delfin-Lagune 1 und 6 maximal 8 Delfine gehalten werden dürfen. Bei diesem maximalen Delfinbestand müssen auch die Zuchtbemühungen eingestellt werden!
Laut dem Änderungsbescheid des Umweltamtes vom 24.07.2006 I. 2 III. 3. („Die langfristige Nachzucht zur Arterhaltung gefährdeter Tierarten ist durch Beteiligung an einschlägigen Erhaltungszuchtprogrammen (EAZA, EEPs) zu gewährleisen“) ist diese Vorgabe für die Delfinzucht nicht notwendig, da die Art der Großen Tümmler nicht zu den bedrohten Tierarten zählt. Laut CITES sind die Großen Tümmler im Anhang II aufgeführt. Eine Beteiligung des Nürnberger Tiergartens am EEP für Delfine ist auch deshalb nicht notwendig, weil die Tiere ohnehin nicht einem Auswilderungsprogramm zur Verfügung gestellt werden.
Die Delfinzucht in Nürnberg ist verzichtbar. Laut Vorgabe des neuen Säugetiergutachtens wird eine Teilnahme am EEP für Delfine nicht vorgeschrieben, sondern nur empfohlen.
In diesem Zusammenhang weisen wir daraufhin, dass im Nürnberger Delfinarium seit 1998 keine Delfinzucht mehr gelungen ist.
Es gibt heute schon Hinweise darauf, dass die nächste Nachzucht ebenfalls scheitern wird und das Delfinbaby fast keine Überlebenschance hat!
Wir möchten an dieser Stelle gerne den ehemaligen Nürnberger Delfintrainer Siegbert Stümpke aus einem Buch „Delphine…wie sie wirklich sind“ zitieren:
„Die Mutter sucht sich einige Zeit vor der Geburt eine Helferin, eine sogenannte Tante.
Das Junge kommt unter Wasser zur Welt. Damit es den Geburtsvorgang überleben kann, muß es mit dem Schwanz zuerst den Mutterleib verlassen, es würde sonst ertrinken. Sobald das Junge geboren ist, wird es von der Mutter an die Wasseroberfläche gehoben, um seinen ersten Atemzug zu tun. Während des gesamten Geburtsvorgangs bleibt die Tante dicht neben der Mutter. Treten Komplikationen auf, tritt sie sofort in Aktion.
Die folgenden zwei Stunden können gefährlich werden. Das Delphinbaby ist noch nicht imstande, selbst an die Wasseroberfläche zu schwimmen. Seine Finne, das ist die Rückenflosse, ist noch ganz weich und eng an den Körper angelegt. Auch der Schwanz ist ohne Kraft. Mutter und Hebamme helfen ihm. Sie nehmen es in die Mitte und bringen es regelmäßig zum Luftholen nach oben.“
Sicherlich kommt es auch vor, dass Delfinbabys von alleine an die Wasseroberfläche schwimmen und nach Luft atmen. Dennoch ist es von größter Wichtigkeit, dass bei einer Geburt weibliche Delfine in der Gruppe sind, die bereits Geburtenerfahrungen aufweisen, um bei Schwierigkeiten hilfreich eingreifen zu können.
Im Nürnberger Delfinarium leben im Moment fünf weibliche Delfine:
„Anke“ – Wildfang - Geboren ca. 1983 - Seit 1990 in Nürnberg – Sie kam am 28.09.2008 ins Delfinarium Harderwijk nach Holland. Seit 18.03.2012, nach zwei Totgeburten, befindet sich „Anke“ wieder in Nürnberg
„Jenny“ - Wildfang - Geboren ca. 1987, Kubanische Küste - Seit 11.03.1991 in Nürnberg
„Sunny“ - Nachzucht - Geboren am 16.05.1999 in Soltau - Seit 11.09.2005 in Nürnberg Eltern „Daisy“/“Fritz“
„Dolly“ und „Donna“ – Nachzuchten – Delfinarium Duisburg - Beide etwa 7 Jahre alt – Seit 05.05.2014 in Nürnberg
„Anke“, „Jenny“ und „Sunny“ hatten Totgeburten und haben kaum oder gar keine Erfahrungen, um einen Nachwuchs aufzuziehen. „Dolly“ und „Donna“ haben noch nie eine Geburt eines anderen Delfins miterlebt. Keines der weiblichen Delfine hat damit ausreichende Erfahrungen als Geburtshelferin und könnte bei eventuell auftretenden Problemen bei einer Geburt hilfreich einschreiten!
Anbei ein Auszug von Todesfällen im Nürnberger Delfinarium:
Namenlos, Nachzucht, (Kalb von Anke/Moby) geb. u. gest. am 18.05.06, Totgeburt, Lunge kaum beatmet (ertrunken?)
Namenlos, Nachzucht, (Kalb von Nynke/Moby)) geb. u. gest. am 22.07.06, tödliche Verletzungen am Hinterkopf bei Kampf von Mutter und Amme
Namenlos, Nachzucht, (Kalb von Sunny/Moby)) geb. 7.06.2007 und gest. am 10.06.2007, Trotz Säugens keine Milch aufgenommen (verhungert?)
Namenlos, Nachzucht, (Kalb von Jenny/Moby)geb. und gest. am 25.6.2007, Skelett-Herzmuskeldegeneration
Eine Untersuchung von kranken Delfinen ist im Delfinarium zwar mit Ultraschall möglich, aber nicht mit einem Röntgengerät. Diese müssten, wie schon in der Vergangenheit praktiziert, in einem Krankenhaus durchgeführt werden, was nicht akzeptabel ist. Delfine atmen willkürlich und können deshalb auch nicht narkotisiert werden. Folglich ist auch die Unterstützung von Ärzten bei Problemen der Delfine sehr begrenzt.
Auch wenn die Delfine durch den Einsatz der Anti-Baby-Pille am Züchten gehindert und eines wichtigen natürlichen Verhaltens beraubt werden, ist dies allemal sinnvoller, als sich nach dem nächsten Tod eines Delfin-Babys vorwerfen zu lassen, dass dies hätte verhindert werden können. Das Verabreichen von Anti-Baby-Pillen ist zwar auch nicht optimal, weil diese, auf Dauer eingenommen, auch gesundheitliche Risiken bergen, machen aber dann auch Sinn, wenn z.B. Inzucht vermieden werden soll.
wir möchten Sie bitten, dem Tiergarten Nürnberg aufzuerlegen, seine Zuchtbemühungen für Delfine umgehend einzustellen.
Konkret fordern wir:
Besserer Schutz für Delfine und Besucher vor allen Wetterbedingungen in der Delfin-Lagune durch ein Sonnen-/Wetterschutzdach
Begründungen:
Alle Wasserbecken und alle etwa 900 Besucher-Tribünenplätze in der Delfin-Lagune weisen keine Überdachungen auf, welche die Tiere und auch die Besucher vor allen Witterungseinflüssen, wie Hitze, Gewitter, etc. schützen könnten.
Zum Schutz für die Delfine fordern wir eine teilweise Überdachung der Lagunen-Becken in der Zeit, in der keine Traglufthalle aufgebaut ist.
Wir verweisen auf eine Aussage des ehemaligen Nürnberger Delfintrainers Siegbert Stümpke in dem Buch „Delphine…wie sie wirklich sind“: "Die Haut der Tiere ist etwas hochempfindliches. Sie darf auf keinen Fall austrocknen. Die Haut bekäme Risse und er wäre zum Tode verurteilt!"
Wie den Verantwortlichen im Tiergarten bekannt ist, können auch Delfine einen Sonnenbrand bekommen.
Während des täglichen Trainings und während der Präsentationen werden die Tiere dazu animiert, sich deutlich mehr an der Wasseroberfläche aufzuhalten, als sie es in der freien Wildbahn tun. Im Meer können Delfine fünf bis sieben Minuten lang und bis zu 200 – 300 Meter tief tauchen.
Die Delfine, die sich in den Außenbecken der Delfin-Lague aufhalten, sind somit verstärkt schädlicher UV-Strahlung und der Gefahr von Sonnenbränden ausgesetzt. Zoo-Vize, Herr Dr. Helmut Mägdefrau, verweist darauf, dass die UV-Strahlung in Florida viel höher als in Nürnberg sei. Das ist richtig. Allerdings können die Delfine vor der Küste Floridas tiefer tauchen, als in der Delfin-Lagune. Nicht alle wildgefangenen Delfine entstammen Flachwasserbereichen. Hochsee-Delfine kommen im Meer, aber auch an den Küsten vor. In Flachwasserbereichen gibt es im Meer Tiefen von bis zu 40 Metern. In der Delfin-Lagune misst die tiefste Stelle gerade einmal 7 Meter. Vergleicht man freilebende Delfine im Meer, dann sind diese Tiere viel länger unter Wasser, als die Tiere in der Nürnberger Delfin-Lagune. Die Delfine bedürfen deshalb mehr Schutzmaßnahmen!
An Pfingsten 2014 maßen wir Temperaturen von über 40° C plus am Nürnberger Tiergarten. Alle Delfine können bei den jetzigen Bedingungen nicht vor einer übermäßigen Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Die Halle des alten Delfinarium I weist, wie bereits erwähnt, gerade einmal eine Wasserfläche von insgesamt 352,9 m2 und ein Wasservolumen von 1.393 m3 auf. Laut Vorgabe des Säugetiergutachtens müssten 10 Delfinen eine Wasserfläche von 975 m2 und ein Wasservolumen von 3.700 m3 zur Verfügung gestellt werden! Wohin sollen die Delfine bei Hitze, bei einem Gewitter oder anderen extremen Wettereinflüssen ausweichen können oder untergebracht werden? Es gibt keinen alternativen und ausreichenden Platz für sie!
Auch werden die Zoobesucher einem völlig unnötigen Risiko ausgesetzt, weil es keinen einzigen überdachten Platz für sie in der Delfin-Lagune gibt und sie schutzlos allen Wetterverhältnissen ausgesetzt werden!
In dem mittlerweile gelöschten Bericht der Nürnberger Zeitung
vom 14. September 2011 wurde darüber berichtet, dass drei Besucher in der Delfin-Lagune kollabiert seien. Für das darauffolgende Jahr, also für 2012, sollte ein Sonnenschutzsegel zum Schutz für die Besucher installiert werden. Dies geschah bedauerlicherweise bis heute nicht!
Sehr geehrte Damen und Herren,
zum Schutz der Delfine möchten wir Sie darum bitten, dem Tiergarten Nürnberg aufzuerlegen, dass in der Zeit, in der keine Traglufthalle über den Becken der Delfin-Lagune aufgebaut ist, eine Überdachung installiert wird, die einen Teil der Außenbecken abdeckt. Zum Schutz für das Leben und der Gesundheit der Besucher vor allen Wettereinflüssen muss auch hierbei umgehend Abhilfe geschaffen werden. Eine zumindest teilweise Überdachung der Zuschauertribünen ist zwingend notwendig!
Es gibt kaum Delfinarien in der Welt, in denen es den Besuchern zugemutet wird, dass sie direkt und schutzlos den Witterungsverhältnissen ausgesetzt werden.
Konkret fordern wir:
Ein generelles Verbot von Konzerten aller Art in der Delfin-Lagune und im Zoo
Begründungen:
Am 16.07.2014 informierten wir das Ordnungsamt in Nürnberg und die Regierung von Mittelfranken in Ansbach über ein bevorstehendes Musikkonzert in der Nürnberger Delfin-Lagune.
Hier der Wortlaut:
Beschwerde über bevorstehendes Musik-Konzert im Nürnberger Delfinarium
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie darüber informieren, dass am Freitag, 18. Juli, um 20 Uhr an der Nürnberger Delfin-Lagune ein Musik-Konzert mit dem Titel „Serenade im Reich der Delfine – Wohlklänge für den Artenschutz“ stattfinden soll.
Hierzu die Pressemitteilung des Presse- und Informationsamtes der Stadt Nürnberg vom 16.07.2014:
Unter anderem wird hierbei angekündigt: „Die sechs international gefeierten Musiker gestalten gemeinsam ein Konzert an der Lagune, inmitten der großzügigen Naturlandschaft des Tiergartens Nürnberg. Die akustische Besetzung aus Geige, Harfe, Akkordeon, Gitarre und Kontrabass verspricht ein inspiriertes Musikerlebnis im Reich der Delfine.“
Auf der Facebook-Seite von Martina Eisenreich ist als Stellungnahme zur immer lauter werdenden Kritik dazu unter anderem zu lesen:
„Die Delphine sind während unseres Konzertes nicht im Delphinarium festgehalten.“
Diese Aussage verwundert und lässt die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich Frau Eisenreich mit den Örtlichkeiten des Delfinariums nicht auskennt.
Als zuständige Behörde sind Sie darüber natürlich besser informiert.
Wir stellen Ihnen dennoch hier einmal die aktuellen Fakten zusammen.
Momentan befinden sich 10 Delfine im Nürnberger Delfinarium. Außer den Außenbecken der Delfin-Lagune stehen den Delfinen als Platz und Ausweichmöglichkeit nur noch das alte Delfinarium I (Rundbecken, Vorführbecken und Ruhebecken) zur Verfügung.
Delfine hören sehr gut und es ist ihnen nicht zuzumuten, dass sie dem Konzert beiwohnen müssen. Alle Delfine müssen eine Ausweichmöglichkeit haben, um sich zurückziehen zu können und keinem unnötigen Stress ausgesetzt zu werden!
Allerdings bietet das alte Delfinarium I nicht den erforderlichen Platz für die Delfine!
Im neuen Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren vom 07.05.2014 werden unter anderem die Wasser-Fläche und das Wasser-Volumen vorgeschrieben, welche die Delfin-Becken von Delfinarien haben müssen.
„Für eine sozial intakte Gruppe von bis zu 5 erwachsenen Großen Tümmlern gelten folgende Mindestmaße: Die frei zugängliche und von den Tieren voll nutzbare Gesamtfläche des Mehrbeckensystems muss mindestens 600 m2 mit einem Wasservolumen von mindestens 2.200 m3 betragen. Für jedes weitere Tier ist zusätzlich eine Wasserfläche von 75 m2 mit einem Wasservolumen von 300 m3 erforderlich.“
Das heißt, dass bei der Haltung von 10 Delfinen mindestens vorgeschrieben ist:
Eine Wasser-Fläche: 600 m2 plus 5 x 75 m2 = 975 m2
Ein Wasser-Volumen: 2.200 m3 plus 5 x 300 m3 = 3.700 m3
Die tatsächliche Wasser-Fläche des alten Delfinariums I, in das sich die Tiere zurückziehen könnten, beträgt jedoch gerade einmal 352,9 m2 und das Wasser-Volumen 1.393 m3.
Das alte Delfinarium I bietet den Delfinen also nur etwa ein Drittel der Wasser-Fläche und des Wasser-Volumens, was den Tieren mindestens zugestanden werden muss!
Wenn Frau Eisenreich behauptet, die Delfine werden im Delfinarium nicht festgehalten, dann kann sie ja nur damit meinen, dass die Delfine die Becken der Delfin-Lagune verlassen können. Die einzige Möglichkeit bietet jedoch nur das alte Delfinarium I, was jedoch keinen ausreichenden Platz für die Tiere bietet.
Wohin sollen die Delfine noch ausweichen können, falls sie dem Musik-Konzert nicht beiwohnen möchten? Dafür gibt es keine Möglichkeit!
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie darum bitten, dem Tiergarten Nürnberg aufzuerlegen, dass das geplante Musik-Konzert nicht an der Delfin-Lagune stattfindet!
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Leider unternahmen beide erwähnte und informierte Behörden nichts und das Konzert fand am 18.07.2014, wie angekündigt, in der Delfin-Lagune statt.
Heike M. Meyer, eine Augenzeugin, die dem Konzert beiwohnte, berichtete danach:
„Konzert "Serenade im Reich der Delphine - Wohlklänge für den Artenschutz" im Tiergarten Nürnberg, 18. Juli 2014 mit Martina Eisenreich & Quartett
Der Tiergarten Nürnberg hat meine Kommentare zum Konzert auf seiner Facebook-Seite gelöscht bzw. ich wurde inzwischen komplett blockiert. Somit kann man meine zahlreichen Kommentare zu diesem Konzert nicht mehr sehen. Lediglich eine Erklärung von Martina Eisenreich nach dem Konzert im Juli 2014 ist auf der Seite des Tiergarten Nürnbergs zu finden. Dort beschwert sie sich, dass sie von Seiten der Tierschützer bedrängt wurde. Dies veranlasst mich „meine Sicht der Dinge“ noch einmal aufzuschreiben. Zumal meine Videos auf YouTube wegen Nutzungsrecht auf die Musik untersagt bzw. gelöscht wurden.
Die Delfine konnten zu Beginn des Konzertes nicht alle Bereiche des Delphinariums nutzen. Mindestens 8 der großen Tümmler waren die meiste Zeit des Konzertes in den 2 sehr kleinen Becken im hinteren Bereich der sogenannten Lagune untergebracht. Die Tiere konnten einerseits nicht in das alte Delfinarium (sprich Innenbereich) und auch nicht ins große Becken der Lagune ausweichen. Das wurde ihnen durch ein Eisengitter jeweils verwehrt.
Welche Instrumente kamen bei dem Konzert zum Einsatz: Geige (mit Verstärker), Kontrabass, Schlagzeug, Harfe, E-Gitarre, Triangel, ein großes Tamburin. Die Bühne war mitten in der Lagune aufgebaut. Das Podest auf der die Gruppe stand wurde teilweise ein Stück erweitert, damit alle Instrumente Platz fanden.
Zur Lautstärke des Konzerts möchte ich anmerken, dass die Musik bis in den Außenbereich des Tiergartens zu hören war. Ich stand direkt gegenüber dem Quartett und der Betonboden vibrierte bei einigen Stücken. Besonders wenn die E-Gitarre oder das Schlagzeug zum Einsatz kamen. Von einer Serenade kann auch nicht die Rede sein, sondern die Stücke erinnerten teilweise an argentinische Tangoklänge. Freunde des Tiergarten Nürnbergs werfen mir nun vor, dass ich mich bewusst neben die Lautsprecheranlage gestellt hätte. Das stimmt aber nicht, ich stand genau dem Quartett gegenüber auf einem Betonboden. Die Lautsprecher waren in den Zuschauerrängen hinter mir angebracht.
Sowohl Delfine wie auch Seelöwen waren sichtlich erregt, als das Konzert anfing. Dies alles kann aber damit zusammenhängen, dass die Tierpfleger in Sichtweite waren und anfangs nur die Seelöwen Zugang zum großen Becken hatten, wo sie einige wenige Kunststücke vorführten. Dass das Hauptaugenmerk die Delfine sein sollten, war deutlich zu spüren. So traten die Seelöwen auch sehr schnell „von der Bühne“.
Nach ungefähr 40 Minuten des Konzertes öffnete der Cheftierpfleger das große Gitter zum Becken (Blauer Salon) und die Delfine kamen auf Kommando in das Becken geschwommen. Alle Tierpfleger hatten Eimer mit toten Fischen in den Händen und rannten am Beckenrand entlang. Die Tiere wurden nun aufgefordert Saltos, Formationssprünge und andere Kunststücke aufzuführen. Auffällig dabei war vor allem, dass die Sprünge in Formation (damit ist der Sprung gemeint, bei dem mehrere Tiere gleichzeitig und nebeneinander aus dem Wasser springen) sehr nahe an den Beckenrand heran gingen. Ein Delfin musste zudem mehrfach von einem Tierpfleger aufgefordert werden ein Kunststück zu absolvieren. Deutlich war auf einem Video von mir zu sehen, wie der Tierpfleger das Tier immer und immer wieder mit Handzeichen auffordert. Das Ganze fand zu schmissigen Klängen statt. Dann schwammen alle Delfine wieder in die kleinen Becken zurück. Das Gatter wurde wieder heruntergelassen. Den Delfinen wurden Bälle und Plastikbojen zugeworfen.
Eine etwa 20 minütige Pause folgte, in der sich die Besucher von einer Cateringfirma kulinarisch verwöhnen lassen konnten (nicht im Eintrittspreis inbegriffen). 3 Tierpfleger standen um das kleine Becken im hinteren Bereich der Lagune herum und die Besucher konnten Fragen stellen. Ein Delfin wollte in das große Becken und MOBY in den Innenbereich schwimmen. Dies blieb den beiden Tieren versagt. In der Pause wurde zudem nicht mit Ständen auf die Situation der Tiere in den Meeren aufmerksam gemacht. Vielmehr wurde ein Stand aufgebaut bei dem man diverse CD`s der Künstlerin kaufen konnte. Auch in den Gesprächen mit den Tierpflegern zeigte sich, dass man eigentlich recht wenig Ahnung über den Artenschutz der Tiere hatte. Einige Besucher traten an das Becken heran und meinten, dass man ja sehe dass es den Tieren hervorragend ginge. Dabei stieß einer der Delfine einen Plastikball immer ein paar Zentimeter vor sich hin. Alle Delfine schwammen im Kreis. Die Tierpfleger führten als Grund dass es den Tieren gut ginge, das lange Leben des Delfins MOBY an. Kein einziges Wort wurde darüber verloren, wie viele Tiere schon ihr Leben lassen mussten. Bei der Nachfrage zum ausbleibenden Nachwuchs wurden die Zuchterfolge in anderen Delfinarien aufgeführt.
Nach der Pause spielte das Quartett um Frau Eisenreich noch einige Stücke und dann entgleiste das ganze Konzert völlig.
Ein in einem Neoprenanzug bekleideter Mann stieg aus dem Wasser empor. Angetrieben von einem Delfin. Angestrahlt von mehreren Scheinwerfern fasste dieser das Tier immer wieder an beide Flipper. Ganz so wie bei einem Paartanz zwischen Menschen. Das Tier blies Wasser durch sein Atemloch empor. Der Delfin trieb teilweise auf dem Rücken durchs Wasser. Das Tier sprang über den Mann hinweg, der im Wasser trieb. Wenn das Tier die Kunststücke richtig ausführte, erklang am Ende ein Pfiff aus einer Pfeife. Am Schluss dieser Darbietung machten alle an dem Abend anwesende 8 Delfine noch einmal mit. Auch sie sprangen aus dem dunklen Wasser auf Die Zuschauerränge waren im Dunklen. Die Tiere konnten sich bei den Sprüngen also nicht einmal richtig orientieren.
Den absoluten Höhepunkt des Konzertes bildete am Ende eine völlig perfide Vorstellung, bei dem der älteste Delfin des Delfinariums Nürnberg zum Einsatz kam. Der einseitig blinde Delfin MOBY schwamm zu Frau Eisenreich ans Podium, hob sein Haupt aus dem Wasser und Frau Eisenreich sah ihm „tief in die Augen“. Nach Aussagen von Frau Eisenreich war das der emotionalste Moment des Konzertes.
Ich behaupte nun, dass alle Kunststücke mit den Delfinen schon sehr viel länger und auch nachts geprobt wurden und nicht etwa tagsüber. Nur so kann ich mir erklären, dass die Tiere auch nach Einsetzen der Dunkelheit und dem Scheinwerferlicht das Ende der Becken einschätzen lernten. Die Künstlerin und auch Besucher des Konzertes sprechen davon, dass die Delfine freiwillig bei „dieser Show“ mitmachten. Warum dann die Absperrungen in Form von Gittern? Bei allen Darbietungen wurden die Tiere mit Nahrung aus blauen Plastikeimern belohnt, die die Tierpfleger bei sich hatten.
Das Ganze fand auch noch unter dem Motto Artenschutz statt. Für mich grenzte das Alles an grobe Fahrlässigkeit den Tieren gegenüber. Nicht die Tiere standen im Vordergrund oder der Artenschutz, sondern allein das Prestige der Künstler. Im Blauen Salon spielten an dem Abend zudem unbeaufsichtigt Kinder. Sie lärmten und rannten herum ohne dem Beisein eines Erwachsenen, die vermutlich den Klängen in der Lagune lauschten. An die Tiere im Wasser dachte an diesem Abend kein Mensch und schon gar nicht an die, die in der Natur ums (Über)-Leben kämpfen. Hier standen einzig allein der Mensch und seine Belustigung im Vordergrund.
Viele Besucher schienen sichtlich erschrocken über die Veranstaltung. Aus welchen Gründen viele Gäste die Veranstaltung verließen ist mir nicht bekannt. Auch den Künstlern war durchaus bewusst, dass sich die Tiere nicht wohl fühlten. Vor allem an den Seelöwen in unmittelbarer Nähe des Podiums bemerkte man dies. Sie schwammen sehr aufgeregt herum, sprangen aus dem Wasser und wurden teils von den Tierpflegern beruhigt. Frau Eisenreich überspielte das gekonnt mit einer Geste und erntete dafür von den Konzertbesuchern auch noch einen Lacher.
Martina Eisenreich hat bereits angekündigt, auch im nächsten Jahr wieder in der Lagune des Tiergarten Nürnbergs aufzutreten. Ihre abschließende Erklärung kann noch immer auf der Facebook-Seite des Tiergarten Nürnbergs nachgelesen werden.
Heike M. Meyer, August 2014“
Weitere Fotoaufnahmen vom Konzert in der Delfin-Lagune ersehen Sie in dieser Facebook-Seite:
Delfine haben ein ausgezeichnetes Gehör. Sie nehmen Geräusche sehr gut wahr und hören gar unter Wasser den leisen Pfiff der Pfeife eines Delfin-Trainers.
Es ist nicht akzeptabel, dass in Gefangenschaft gehaltene Delfine einem solchen Konzert beiwohnen müssen und die Tiere einem unnötigen zusätzlichen Stress ausgesetzt werden.
Wir möchten Sie bitten, dem Tiergarten Nürnberg aufzuerlegen, dass zukünftig keinerlei Konzerte mehr im Zoogelände stattfinden.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie auch darum bitten, dem Tiergarten aufzuerlegen, keine Musikstücke mehr in der gesamten Delfin-Anlage abspielen zu lassen. In einer „naturnahen" Umgebung, die der Tiergarten ja selbst propagiert und den Delfinen bieten möchte, haben diese keinen Platz.
Um Unfällen und Verletzungen vorzubeugen, fordern wir zudem, dass die Delfine keine gefährlichen Kunststücke, wie hohe Sprünge, Saltos, usw. mehr während der „Präsentationen“ vorführen dürfen, weil die kleinen Becken dafür keinen ausreichenden Platz bieten.
Die Bauchlandungen der Delfine beim Sprung auf harten Betonboden sind nicht nur nicht artgerecht, sondern auch der Gesundheit abträglich, gerade, wenn die Tiere schon nierenkrank sind! Auch dies sollte in Zukunft unbedingt unterlassen werden!
Auch sollte es den Besuchern untersagt werden, gerade bei den „Begegnung mit Delphinen - Führungen“ die Delfine anzufassen. In der Vergangenheit starben bereits mehrere Delfine im Nürnberger Delfinarium durch Bakterien menschlichen Ursprungs!
Foto:Heike M. Meyer
Um unsere Forderungen zu untermauern, veranstalten wir am Sonntag, 24.08.2014 von 10.00 – 18.00 Uhr eine öffentliche Demonstration vor dem Nürnberger Tiergarten.
Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit beim Lesen unseres doch längeren Schreibens, was jedoch verdeutlicht, dass es im Nürnberger Delfinarium so einige Missstände gibt, die beseitigt werden müssen.
Wir erwarten nun von Ihnen, als zuständige Behörde, ein baldiges Handeln und hoffen sehr, dass unsere Anliegen, wie bereits schon zweimal geschehen, nicht unter den Teppich gekehrt und unbeantwortet bleiben werden.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Morlok
CEO ProWal
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Projekt Walschutzaktionen (ProWal) Gemeinnützige Meeressäuger-Umweltschutzgesellschaft gUG (haftungsbeschränkt) – St-Nr.: 18158/02431 Amtsgericht Freiburg HR B 704171 Gesellschafter-Geschäftsführer: Andreas Morlok Haydnstraße 1 D-78315 Radolfzell Tel: 0049 (0)7732 14324 E-Mail: ProWal-Deutschland@t-online.de Internet: www.walschutzaktionen.de
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22.08.2014 - ProWal-Pressemitteilung
Betrieb des Nürnberger Delfinariums bald illegal? Tierschützer schalten Behörden ein
In einem zwanzig Seiten umfassenden Brief fordert die Tierschutzorganisation ProWal die zuständigen Behörden auf, konkrete Maßnahmen zu beschließen, damit der Nürnberger Tiergarten den gesetzlichen Bestimmungen für die Delfinhaltung nachkommt. Die Tierschützer fordern, neben der endgültigen Stilllegung eines kleinen nicht öffentlichen Delfinariums, auch die Abgabe von zwei Delfinen, ein Verbot der Delfinzucht und Verbesserungen für die Meeressäuger und für die Besucher.
ProWal-Geschäftsführer Andreas Morlok wird konkret: „Nachdem seit Mai die auch für das Nürnberger Delfinarium verbindlichen Vorgaben des Säugetiergutachtens gelten, werden in einem für die Besucher nicht zugänglichen Neben-Delfinarium die Mindestanforderungen für die Delfinhaltung nicht mehr erfüllt. Die beiden kleinen Becken weisen zusammen nicht einmal die Hälfte der mindestens geforderten Wasserfläche und des Wasservolumens auf! Wir fordern die endgültige Stilllegung, weil die Delfinhaltung in diesem Gebäude, in dem in den Jahren 2008 bis 2012 gar zwei Delfine eingesperrt waren, illegal ist.“
ProWal fordert die Abgabe von mindestens zwei Delfinen oder Installation einer weiteren Traglufthalle. Ist ein weiteres totes Delfinbaby vorprogrammiert?
Andreas Morlok: „Schon in wenigen Wochen, wenn über die Wintermonate eine aufblasbare Traglufthalle über zwei Außenbecken der Delfin-Lagune installiert wird, kommt der Betrieb der Anlage mit zehn Delfinen den neuen Vorgaben nicht nach! Entweder installiert der Zoo eine weitere Traglufthalle über das große Außenbecken oder er muss zwei seiner Delfine abgeben und auch die Delfinzucht einstellen, deren Verbot wir ebenfalls fordern. Es gibt schon heute Hinweise darauf, dass sich die seit 1998 erfolglosen Zuchtbemühungen fortsetzen und das nächste Delfinbaby fast keine Überlebenschance hat! In der freien Wildbahn sucht sich eine trächtige Delfinkuh eine Hebamme, die bereits Geburtserfahrungen gesammelt hat, um bei eventuell auftretenden Problemen hilfreich eingreifen zu können. Die weiblichen Delfine „Anke“, „Jenny“ und „Sunny“ hatten Totgeburten und haben kaum oder gar keine Erfahrungen und die beiden Delfine aus Duisburg „Dolly“ und „Donna“ haben noch nie eine Geburt eines anderen Delfins miterlebt.“
Gefordert wird von der Tierschutzorganisation auch eine teilweise Überdachung der Delfin-Lagune, um die Delfine und auch die Besucher vor allen Wetterbedingungen zu schützen. Ebenso sollen Musik-Konzerte im gesamten Zoo verboten werden.
ProWal wird am kommenden Sonntag von 10:00 bis 16:00 Uhr vor dem Nürnberger Tiergarten eine öffentliche Demonstration veranstalten und auf seine umfangreichen Forderungen aufmerksam machen, die auch auf der Webseite der Tierschutzorganisation veröffentlicht wurden.
Bilder der ProWal-Kundgebung gegen die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft in Nürnberg
30 Tierschutzaktivisten und Delfinfreunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen an der ProWal-Kundgebung vor dem Tiergarten in Nürnberg teil, um die Besucher des Zoos mit Transparenten, Informationsflyer und der aktuellen ProWal-Pressemitteilung auf die desaströse Delfinhaltung und umfangreichen Forderungen an die Behörden hinzuweisen.
Wir danken allen aktiven Teilnehmern für die z.T. doch sehr weiten Anreisen und dem tollen und vorbildlichen Engagement!
ProWal wird weiterhin alles daran setzen, dass das Delfinarium im Nürnberger Zoo mittelfristig geschlossen wird!
19.09.14 - Anstehende Delfin-Geburt in Nürnberg – Widersprüchliche und falsche Aussagen
„Das Junge wird in den nächsten sechs Wochen zur Welt kommen, wie Zoo-Direktor Dag Encke am Freitag sagte.“
Das wurde heute angekündigt.
„Sunny wurde bereits mit ihrer besten Freundin Jenny vom Rest der Gruppe getrennt, damit keines der anderen Tiere sie bedrängt.“
„Die komplette Delfingruppe soll die Aufzucht des Nachwuchses miterleben und die Weibchen dabei „lernen“, selbst ein Kalb großzuziehen. Denn auch die Neuzugänge „Dolly“ und „Donna“ sowie die 27 Jahre alte „Jenny“ sollen in Nürnberg Nachwuchs bekommen.“
Schon lange bemängelten wir die völlige Fehlkonstruktion der über 31 Millionen teuren Delfin-Lagune (6 Außenbecken), die in 2011 eröffnet wurde, denn das Delfinarium ist weder für die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft, noch für die Zucht geeignet.
Völliger Unsinn wird hier behauptet:
„Beim Bau der Delfinlagune wurde auch eine Rundhalle mit zwölf Metern Durchmesser errichtet“
Das ist falsch! Fakt ist, dass dieses Rundbecken 1989 gebaut wurde und völlig marode ist!
Die Hebebühne wurde 2012, also ein Jahr nach der Fertigstellung der Delfin-Lagune, in das 35 Jahre alte Rundbecken eingebaut und hat mit der Delfin-Lagune überhaupt nichts zu tun, da das Becken in dem alten Delfinarium integriert ist.
Da nun schon vor der Geburt Sunny und Jenny von den anderen Tieren separiert wurden, bedeutet dies, dass sich die beiden Delfine im alten Delfinarium (alte Vorführhalle und Rundbecken) und die anderen 8 Delfine in den Außenbecken aufhalten!
Wie sollen nun die anderen Delfinweibchen, die auch zur Zucht herangezogen werden sollen, lernen was vor und während der Geburt vonstattengeht? Das ist in dieser Fehlkonstruktion räumlich überhaupt nicht möglich! Die 8 Delfine können nur durch zwei Gitter durch zwei Schwimmschleusen überhaupt etwas von größerer Entfernung von der Geburt mitbekommen. In den Schwimmschleusen werden sich die Delfine kaum aufhalten, wenn die Gitter jetzt geschlossen sind. Delfine können nicht rückwärts schwimmen! Die meisten Delfine können also nichts vor und während einer Geburt voneinander lernen. Sie sollen wohl erst lange nach der Geburt mit dem Delfin-Baby zusammenkommen, denn die ersten vier 4 Wochen nach einer Geburt sind die heikelsten. Auch Angriffe von Delfinen auf das Baby sind zu befürchten.
Nun werden zwei Delfine (Sunny und Jenny) in einem viel zu kleinen Beckensystem gehalten und das womöglich über Wochen!
Hier die Zahlen zu dem Platz, dem den beiden Delfinen zugestanden wird:
Der tatsächlich vorhandene Platz des Delfinarium I (altes Delfinarium) weist insgesamt auf:
Eine Wasserfläche von: 352,9 m2
Ein Wasservolumen von: 1.393 m3
Für die Haltung von Delfinen gelten nach dem neuen Säugetiergutachten jedoch folgende Vorgaben:
Für eine sozial intakte Gruppe von bis zu 5 erwachsenen Großen Tümmlern gelten folgende Mindestmaße:
Die frei zugängliche und von den Tieren voll nutzbare Gesamtfläche des Mehrbeckensystems muss mindestens 600 m2 mit einem Wasservolumen von mindestens 2.200 m3 betragen.
Das Einsperren der Delfine im alten Delfinarium, ohne Zugang zu den Außenbecken der Delfin-Lagune, wäre illegal!
Zudem ist vorgeschrieben:
„Für das Wohlbefinden der Tiere ist es wichtig, dass sie regelmäßig dem Sonnenlicht bzw. dem freien Himmel (einschließlich Regen) ausgesetzt sind. Daher ist ihnen täglich so lange wie möglich Zugang zu einem Außengehege zu gewähren. Bei bestehen- den Anlagen ohne Außengehe soll das Innengehege so gestaltet werden, dass es wichtige Umweltreize zulässt, z. B. indem das Dach geöffnet werden kann.“
Selbst wenn den beiden Delfinen Sunny und Jenny noch das Außenbecken 1 der Delfin-Lagune zur Verfügung gestellt wird, dann könnten sich die anderen 8 Delfine in nur noch zwei Außenbecken (2/3 und 6) der Delfin-Lagune aufhalten, da sich in den Becken 4 und 5 die Seelöwen befinden.
In wenigen Wochen schon wird es zu kalt für die Delfine draußen sein und eine Traglufthalle muss über zwei Außenbecken der Delfin-Lagune aufgestellt werden. Vier der sechs Außenbecken können dann nicht mehr für die Delfinhaltung genutzt werden! Der Platz reicht dann für insgesamt 10 Delfine nicht mehr aus und mindestens zwei Delfine müssten Nürnberg verlassen!
Es bahnen sich schon lange Dramen im Nürnberger Delfinarium an, auf die wir schon vor Monaten hingewiesen haben und die von allen Seiten der Verantwortlichen ignoriert werden!